Es ist jetzt 7 Uhr. Draussen hat es etwas Frost. Der Himmel ist blau und die Wetterprognose für die ersten zwei Tage ist perfekt. In der Küche am Boden liegt mein ganzer Plunder den ich nun grad praktisch verstauen werde. Zuerst aber wird Chläus meine Katzer versorgt und bekommt noch seine Floh- und Wurmtablette.
So jetzt ist es 07:50 wir sind grad am Haus dicht machen und dann geht es los.
Wir sind gut und noch überaus fit in Dornbirn angekommen. Ich könnten locker noch 10km weiterlaufen. Aber für den ersten Tag ist es ok und wir durchforschen das wunderschöne Dornbirn. Jacky der uns begleitet ist sehr sehr müde.
Wir sind startklar und Jacky hat eine ganze Menge Fleisch vom Buffet bekommen. Wie trostlos Hund einer Vegetrarierin zu sein:) Von Dornbirn ging es heute über Hügel und durch knietief Schnee nach Bezau wo wir in einer schönen Gaststätte übernachteten. 30km haben wir geschafft. Für den zweiten Tag war es genug.
Ursula hat mich "verlassen" weil sie wieder zur Arbeit muss :( Ich bin nun alleine unterwegs, was längerfristig sicher einfacher sein wird. Zu zweit (zu dritt) laufen war aber wunderschön. Was mich erstaunt ist, dass wir nach doch über 50km strenger Wegstrecke, immer noch per du sind. Ursula hat Lunte gerochen und wird mich vielleicht bei der nächsten "Expedition" begleiten, was mich sehr freuen würde.
Von Bezau ging ich via Au Schoppenau bis Warth. Zeitweise musste ich durch den Schnee stapfen. Der Hochtannpass der vor Warth liegt ist 1676m hoch. Dieses Teilstück war streng und nicht so schön zum laufen da ich zweitweise der Passtrasse folgen musste. Um ca. 20Uhr habe ich Warth erreicht und mit Mühe was zum schlafen gefunden. Hier oben ist noch Ski-Betrieb. Im Sport Hotel bin ich untergekommen. Ich hatte nicht mehr die Energie lange nach was billigerem rum zu suchen.
Von Warth bin ich der Strasse folgend bis ins Ski Dorf Lech gelaufen. Der Weg war schattig und vereist. Via einen schönen Winterwanderweg über Zürs und via eine Passhöhe von 1775m.ü.M. ging ich runter zum Arlbergpass. Der Weg runter war nicht so der Hit. Man muss durch x Tunnels und Galerien den Berg runter. Auf Wanderwegen laufen war nicht möglich da es noch zu viel Schnee hat. Von Arlberg bin ich runter noch bis nach Schnann gehumpelt und in einer "Jakobs Weg" Bude habe ich übernachtet. Man hat mich als Pilger angesprochen. Grins.
Von Schnann gings heute via Landeck bis Pfunz immer dem Radweg entlang. In Pfunz habe ich in einem Antik-Zimmer in einer Gaststube übernachtet. Mit grossem Jesus-Bild über dem Bett und Antikradio. War ganz speziell.
Es ist jetzt 7:30. Ich will heute hoch bis Nauders. Laut Wetterbericht ist April-Wetter angesagt mit Schnee ganz tief hinunter. Flurina eine Freundin aus dem nahen Engadin wird mir heute einige warme Sachen bringen.
Auf dem Römerweg und zweiweise querfeldein bin ich bis nach Nauders gelaufen. Untwergs ist Flurina zu mir gestossen und hat mich auf dem Bike begleitet und mir den schweren Rucksack eine Zeit lang abgenommen. Wir hatten wunderbaren Rückenwind und Wetterglück. Den Berg hoch nach Nauders war nicht so schön. Der Wind war eisig kalt. In Nauders war es schwer noch ein Zimmer zu finden.
Heute will ich über den Reschenpass bis nach Mals und dort noch Kartenmaterial einkaufen. Es ist kalt und ein Hauch Schnee liegt draussen.
Via Reschenpass bin ich gut in Mals angekommen und befinde mich nun in Italien. Der Grenzübertritt war sehr bewegend für mich. Eine Schneewolke ist mir den halben Tag gefolgt und es war windig und eisig kalt am Reschenpass. Der Stausee ist fast leer und ich entdeckte alte Haus-Ruinen aus der Zeit vor dem Stauseebau. Der Kichturm ist als einziges übrig geblieben und ragt heute noch aus dem Wasser. Meine Füsse machen heute das erste Mal Probleme und tun weh. Ich habe mich eben entschieden Gewicht zu reduzieren und werde morgen versuchen ein Paket in die Schweiz zu senden.
So nun habe ich alles was ich nicht unbedingt brauche in eine Tüte gepackt und werde diese auf die Post bringen.
Das mit der Post hat heute geklappt. Die 2.5kg die ich nun leichter bin haben sich gelohnt. Batterien, Sackmesser, Taschenlampe und eine Jeans sind nun unterwegs in die Schweiz. Nun habe ich Latsch erreicht. Es war nicht einfach was zum Schlafen zu finden. Bin in einer Absteige gelandet. Die Frau hier ist sowas von kritisch. Vermutlich darum weil ich nun wie ein Landstreicher aussehe :)
So jetzt wo ich das Zimmer bezahlt habe, habe ich auch meinen Ausweis wieder. Die Dame des Hauses hat ihn gestern glatt eingezogen. Ich habe mich nicht gewehrt, da ich froh war ein Zimmer gefunden zu haben. Heute will ich nach Meran.
Bin nun in Meran angekommen. Die Wanderung war schön. Bin am Hang mit vielen Wasserkanälen entlang gelaufen und per Zufall am Schloss von Reinhold Messner vorbei gekommen. Bin jetzt im Hotel Tirol ! Mann ist das eine Absteige. Ich komme mir vor wie auf einer Geisterbahn. Der 100-Jährige Chef des Hauses ist dauernd wie ein Geist unterwegs. Ich bin der einzige Gast in der Bude.
Habe gut geschlafen und die Wäsche, welche ich gestern mit Shampoo gewaschen habe ist fast trocken geworden. Ich rieche wie eine "Indische Tempelhure" :) Nun werde ich in die Stadt gehen und mir Karten besorgen. Mein nächstes Ziel ist Bozen. Wow das Frühstück ist sowas von mager hier. Eine Scheibe Aufschnitt 1mm dick eine Scheibe Käse 1mm dick und 2 alte trockene Brötchen.
Bin nun in Bozen angekommen. Der Weg war mühsam immer am Fluss entlang einem Radweg folgend. Die Apfelbäume blühen wunderbar hier im Südtirol.Etwas ist mir in den letzten drei Tagen aufgefallen. An den Apfelbäumen hat es keine Bienen und auch keine anderen Insekten obwohl diese in voller Blüte stehen. Ist irgendwie schon komisch.
Mein Ziel für heute ist Cavalese. Ich will prüfen morgen über den Pso. Manghen zu laufen. Mir macht Angst, dass dieser 2047m hoch ist und die Wetterprognose nicht optimal zu sein scheint. Aber mal schauen wie es in Cavalese aussieht.
Bin heute nur bis Ora gekommen. Oben in den Bergen hudelt es. Die Leute hier unten haben mir abgeraten jetzt alleine dort hoch zu gehen. Darum habe ich mich entschlossen mal auf faul zu machen und hier zu übernachten. Mal schauen wie es morgen aussieht.
Bin heute früh aufgestanden. Draussen hat es blauer Himmel. Nichts wie raus, denn heute will ich möglichst weit kommen und den verlorenen Weg von gestern aufholen. Ich werde gleich in Richtung Cavalese laufen. Über den Pso Manghen werde ich nicht alleine laufen. Die Strecke ist 40km und das Risiko ist mir etwas zu gross, zumal die Wetterprognose Schnee in der Höhe voraussagt.
Bin nun in Predazzo angekommen. Mann die Strecke von Ora hoch bis nach Cavalese war doch ganz heftig. Und der Wanderweg zu finden eher tricky. Die Beschilderungen sind schlecht und oftmals gar nicht mehr vorhanden. Hier in Predazzo war es echt schwer was für die Nacht zu finden. Fast wäre ich eben weiter gezottelt und hätte im Zelt übernachtet, wenn nicht für mich ein kleines Wunder geschehen wäre und ich per Zufall diese Gaststätte mit freiem Zimmer gefunden hätte. Geiles Zimmer mit Sicht auf die Kirche.
Noch was: Heute hatte ich meine erste gröbere Kriese und ich fragte mich, welcher Affe mich wohl gebissen hat, dass ich mir das alles antue. Aber jetzt wo ich den Bauch voll habe, geduscht bin und per SMS Unterstützung erhalten habe, geht es mir doch wieder voll gut.
Bin grad aufgestanden. Draussen ist es trüb und es regnet. Gemäss Wetterprognose soll nun eine bleibende Wetterbesserung eintreten. Heute ab Mittag. Aber ich werde gleich frühstücken und dann trotz Regen los und den Pso di Rolle mit seinen 1970m überqueren. Wenn ich diesen Berg schaffe geht es mehrheitlich nur noch abwärts bis Venedig.
Habe eben die Passhöhe erreicht. Sitze in einer Ski-Beiz und wärme mich auf. Hier oben liegt noch Meter hoch Schnee. Viele Leute sind am Skifahren. Die letzten 4 Stunden hat es immer wieder geregnet und zeitweise ganz heftig geschneit. Alles ist Nebel verhangen. Von wegen wetterbesserung!!! Meine Wetterfeh hat voll versagt. Meine Körpertemperatur beträgt wahrscheinlich nur noch 10 Grad im Moment :)
So jetzt habe ich den Weg nach unten geschafft. Heute habe ich höhenmässig eine Säntisüberquerung Schwägalp - Wildhaus bei einer Wegstrecke von um 30km gemacht. Bin ganz schön fertig. Hier in Martino di Castrozza ist alles geschlossen. Erinnert mich irgenwie an Nauders. Mit Mühe habe ich diese Bleibe gefunden. Um mich aufzuwärmen habe ich mir einen Rumpunsch bestellt. Mann ich bin vielleicht ganz schön beschwipst im Moment. Da war wirklich Rum drin und zwar viel :)
Ah noch was, das Dolce del Casa war sowas von himmlisch !! Good Night :)
Draussen hat es blauer Himmel und ich habe eine Wahnsinns Aussicht auf die Dolomiten. Heut will ich vorwärts kommen. Bis Venedig liegt nur noch die Vergleichsstrecke St. Gallen - Savognin vor mir. Mache grad Pause. Ich esse wieder mal Ton da ich Öl für meine Stöcke brauche. Die Federung ist kaputt gegangen und das nervt mich. Meine Füsse machen mir mehr und mehr zu schaffen. Dank der genialen Salbe von Flurina halte ich es aber aus.
Es ist jetzt 15Uhr. Ich sitze hier am Strassenrand und hatte grad etwas Frust. Eben hat mich die Carabineri auseinander genommen. Cool die können nur italienisch und haben gemeint ich sei ein illegaler Einwanderer oder Landstreicher. Aber ich konnte ihnen klar machen, dass ich auf dem Weg von der Schweiz nach Venedig bin und die Strecke laufe. Sie haben sich köstlich amüsiert. Ich aber auch, denn die waren eben nicht in der Lage meine ID gescheit abzuschreiben, geschweige denn herauszufinden wie wohl mein Name ist. Voll lustig. Gefreut hat mich, dass die beiden mir beim wegfahren noch lange gewunken haben. Nach 20Uhr: Habe Fonazzo erreicht. Ein kleines schönes Dorf voll schön. Leider hatte es keine angeschriebene Gaststätte darum habe ich mich durchgefragt. Wow die Leute sind sowas von nett hier. Eine Frau ist mit mir von Haus zu Haus und hat rumgefragt wer wohl ein Zimmer hat. Der Pizzamann hat rum telefoniert und jetzt bin ich in einem B&B eines wohlhabenden Paares gelandet. Das Haus ist wie ein Schloss. Das Badezimmer riesig und mein Zimmer 6m x 6m gross.
So ganz geheuer war es mir in dem Haus nicht. Der Hausherr ist irgendwie ein komischer Typ. Irgendwie wie in einem Gruselfilm war er hier. Ich denke die Grösse des Hauses und die Kälte hat mir dieses Empfinden gegeben.
Aber die Frau hier ist voll nett und hübsch und überhaupt ... Habe in ihrer Küche gefrühstückt. Die Küche ist einfach krass schön eingerichtet und so was von gross. Ein offenes Feuer, wo sie Wasser kocht. Eine Feuerstelle in der man stehen könnte. Sie scheint mir sehr gebildet zu sein. Rechtsanwältin oder so. Er auch, draussen hat es eine grosse Solaranlage und er arbeitet neben an irgend an einer Software. Heute will ich die hälfte der Strecke bis Trevisio schaffen und mir unterwegs eine Karte kaufen.
Habe die hälfte der Strecke geschafft. Weit und breit ist kein Hotel kein B&B und kein Gasthaus vorhanden. Zum Glück bin ich vor etwa 2 Stunden an einem Supermarkt vorbei gekommen. Ich sitze jetzt im Zelt, massiere meine Füsse und esse Milka schokolade und Salamibrot.
5Uhr 30 oder so: Hätte ich ein Bratenthermometer mit dem ich meine Körpertemperatur messen würde, würde es jetzt gefrorenes Schweinefleisch anzeigen. Ich habe kalt.
Bin nun in Treviso angekommen und habe die Stadt immer nach Süden haltend durchquert. Hier im Bahnhofbereich habe ich das erst beste Hotel genommen.
Ich traue mich fast nicht es hier zu erwähnen, aber ich bin in einem **** Stern Hotel. 80 Euro die Nacht (Spezial-Mitleidspreis). Eine der Dame unten war voll begeistert von meiner Wanderung und hat mir ein geiles Zimmer gegeben. Ich bin ganz oben auf dem Dach, habe eine eigene Terasse und kann über die ganze Stadt sehen. Die Sonne geht grad unter. Ich fühle mich wie "Karlson auf dem Dach". Morgen will ich Mestre und vielleicht Venedig erreichen.
Sitze im Esszimmer. Alle rund herum sind fein angezogen. Ich mit meinen stinkigen Klamotten und Wanderschuhen. Ist irgendwie schon geil :) Die Frau neben an hat Lippen wie Dolly Buster und der Japaner links von mir isst lauter sein Müesli als Jacky aus dem Napf schlabbert. Ich bin gut gelaunt. Heute werde ich Venedig erreichen. Das Wetter ist schön und ich fühle mich gut. Bin Anfangs Mestre. Venedig 10km steht auf dem Schild. Das schaffe ich locker. Meine Füsse schmerzen sehr und die Sehne im linken Bein tut weh und giert bei jeder Bewegung des Fusses. Jetzt sind es nur noch 5km. Ich bin hier vor einer Brücke die zum Meer führt und muss Pause machen. In 15 Min. bin ich am Meer. Ich freue mich sehr auf den Augenblick.
17:00 Habe Venedig erreicht. Entgegen meiner Erwartung war die Strecke Trevisio Venedig voll streng und gefährlich zum laufen. Die Brücke Mestre - Venedig ist der bare Hass. Wow ich habe es geschafft und bin in Venedig. Auf der Brücke eben sind mir schon einige Male die Tränen gekommen. Einmal weil ich es geschafft habe und weil meine Reise nun zu Ende ist. Trotz einiger Strapazen würde ich die Reise sofort wieder machen.