Via Google Earth habe ich mal etwas geschnüffelt und ich habe schon ein komisches Bauchgefühl. Die Strecke Wald- Paris- Atlantik ist schon verdammt lang. Ich schätze so um 900km.
In meinem Arbeitszimmer liegt nun immer die Frankreichkarte offen. Ein dicker Strich verbindet Wald mit Paris und zum nächsten Punkt an den Atlantik. Ich freue ich mich unendlich auf den Moment den Eifelturm zu erblicken und Schlussendlich auf das Meer - mein eigentliches Ziel. Von meinen früheren Wanderungen weiss ich wie bewegend es ist, am Ziel anzukommen. Der Gedanke daran gibt mir die nötige Kraft.
Leider habe ich noch nicht den Schuh- der Schuhe gefunden. Bin noch am abklappern der Sportgeschäfte. Vieles ist vorbereitet auch eine SIM-Karte für Ausland-Datenverkehr ist eingetroffen. Damit kann ich auch unterwegs Support leisten falls meine Leute mich im Büro vermissen. Ich gehe nicht davon aus, dass dem so ist :)
Bin bei perfektem Wanderwetter zu Haus los gegangen. Mein Kurs ist rund 282.5 Grad an den ich mich halten muss. Er fährt mich direkt zum Eifeltutrm. Dort ändert sich dann die Laufrichtung. Ich denke so auf 310 Grad.
10Uhr: In einem Tobel bin ich leider auf einem mit Moos bewachsenen Stein ausgerutscht und habe mir den Fuss eingeklemt und ganz doof verdreht. Bin noch 10km Richtung Engelburg "gelaufen". Leider wurden die Schmerzen unerträglich. Via Spital bin ich jetzt wieder zu Hause. Mein Rucksack ist gepackt. Sobald ich wieder einigermassen gehen kann, geht es weiter. Mein Frust ist grad riesig.
Heute bin ich entgegen aller Stimmen rund um mich rum wieder losgelaufen, welche mir abgeraten habe zu gehen. Ich kann aber nicht 3-6 Wochen zu Hause bleiben darum bin ich in ein Sportgeschäft nach Dornbirn gegangen und habe mir einen richtig hohen Bergschuh gekauft. Mit dem Ding könnte man locker aufs Matterhorn. In diesem Schuh ist mein Fuss Tipp Topp eingepackt und ich kann gut laufen. Ab der Stelle wo ich am 16.06.12 kapituliert habe, gehe ich zur selben Zeit los.
19 Uhr bin recht gut in Zuckenriet angekommen. Entlastungsbedingt habe ich jetzt eher Schmerzen auf der anderen Seite aber es geht mit sehr gut.
Heute bin ich von Zuckenriet ganz exakt auf meinem Kurs 282.5 Grad nach Frauenfeld gelaufen. Es waren 30km und mir und dem rechten Fuss geht es voll gut. Habe mir Kirschen und ein 4 Franken Spanischem Wein gekauft und bin jetzt in einem Motel auf dem Balkon. Ich geniesse es sehr in einem Bett schlafen zu können da ich davon ausgehen muss, dass noch ganz andere Zeiten auf mich zukommen werden. Hier im Kanton TG ist es noch easy und es gibt viele tolle Wanderwege und was noch toller ist, die Leute verstehen mich J In 3-5 Tagen komme ich nach Frankreich und da wird alles etwas schwieriger. Auf einem Flohmarkt habe ich ein Buch gekauft. Französisch in 9 Std. Aber jetzt lerne ich noch nicht erst 9 Stunden vor dem Grenzübertritt. Smile.
Von Frauenfeld bin ich heute immer der Thur entlang bis Marthalen und dann nach Rheinau gelaufen. Die Strecke ist noch ganz gediegen. Man sieht tolle Strände entlang der Thur. Auch einen Nackt-Badestrand. Jetzt weiss ich Ötzi lebt! In Rheinau gleich bei der Rhein Brücke gibt es eine alte Unterkunft ganz günstig und ganz primitiv. Logischerweise habe ich das Zimmer genommen da ich doch etwas müde bin.
Die letzte Nacht war nicht gut. Ich hätte gestern nicht Wasser aus einer Quelle trinken sollen. Mir ist es nicht wohl. Ich werde heute nicht abseits gehen und eher Dörfern folgen. Habe meine Route stark geändert, da es mir heute nicht gut geht. Bin eben in Tiengen bei Waldshut angekommen und bin absolut erschöpft. Mit meinem Magen stimmt was nicht. Bin in einer griechischen Spelunke untergekommen und werde wohl diese Nacht zwischen WC und Bett pendeln verbringen.
Gestern bin ich ohne zu Duschen einfach rasch aufs Bett gelegen und erst in den frühen Morgen Stunden bei Licht und offenem Fenster erwacht. Ich war wohl sehr müde. Draussen regnet es grad heftig und ich habe mich eben für eine krasse Routenänderung entschieden. Ich werde im Frickthal dem Rhein folgen bis in die Region Basel und dann eher den grösseren Ortschaften nach Paris folgen. Ich habe einfach Angst irgendwo am Arsch der Welt ohne Wasser zu sein. Die Wanderung heute von Tiengen nach Bad Schärzingen war cool. An einem Baum habe ich einen Apfel gesehen der ein Gesicht hat. Ich habe ihn mitgenommen und wie in einem Film gesehen, ihn Willson getauft. Ich habe ihm versprochen Ihm den Eifelturm zu zeigen. Grins. Am Rhein entlang gibt es oft ganz schöne Trampelpfade und Wiesen über die man gehen kann. Heute habe ich etwa 50 Schnecken vom sicheren Tod gerettet und eine Maus von ihren Leiden erlöst. Jetzt bin ich gerade in einem Hotel gelandet, welches in ein Heim für schwer erziehbare Kinder integriert ist. Auch eine Kappelle ist Teil des Hotels. Es ist mit 70 Euro die Nacht eher teuer aber echt cool.
Heute habe ich mich durchgefragt wie man am besten nach Basel kommt und habe der Empfehlung geglaubt. OK der Weg alles am Rhein entlang war wunderschön aber definitiv zu weit. Dummerweise habe ich es nur bis Kaiseraugst und nicht bis Basel geschafft. Darum gehe ich morgen früh los und quer durch Basel auf Kurs 270 Grad.
Meine Schutzengel sind ja voll zuverlässig. Am Tag als ich den Unfall hatte lag auf einer Bank eine neue Rolle Verband. Gestern als es stark zu regnen begann lag auf einer verlassenen Bank ein Schirm. Heute als ich den Berg hoch humpelte kam eine Frau auf mich zu und gab mir ein so dringend benötigtes Blasenpflaster.
Heute hat Sandra Bohner mein Wetter Engel gesagt, dass das Wetter die nächsten Tage noch schön bleibt. Fast zu schön über 30Grad. Jetzt kommt die Zeit wo ich auf einen möglichen Hitzschlag achten muss und bei Anzeichen entsprechend handeln muss.
Kaiseraugst ist entgegen meiner Erwartungen ein schönes Städtchen. Ich bin heute dort los und immer am Rhein entlang bis in die Innenstadt von Basel. Der Weg ist wunderschön. Ich habe mir die Originalschuhe zu einer Freundin (danke Christine) senden lassen, welche in Basel wohnt. Es hat perfekt geklappt, die Schuhe lagen vor der Türe wie abgemacht. Leider geht es nicht mit diesen Schuhen zu laufen der Fuss macht Probleme darin. Ich bleibe bei meinen Bergschuhen. Anschliessend bin ich zu einer mir empfohlenen Bächerei Ediger+Tanner gegangen und habe dort 4 recht gute Frankreich Karten gekauft. Bis Paris bin ich nun ausgerüstet. Um 17Uhr kam der grosse Moment wo ich französischen Boden betreten durfte. Bis zum Sonnenuntergang bin ich einer Hauptstrasse gefolgt und habe ein günstiges Motel in Ramsbach gefunden. Eigentlich wollte ich draussen im Schlafsack schlafen aber da ich voll dreckig und nass verschwitzt bin, habe ich ein Zimmer genommen und in der Dusche alles mit Seife gewaschen. Im Moment plagen mich zwei Blatern die ich eben aufgestochen habe und der Hundebiss hat sich etwas entzündet. Dank dem Jod, welches Christine mir gegeben hat, kriege ich das sicher in den Griff.
Eine Woche bin ich nun unterwegs. Mir geht es mental sehr gut, nur an den Füssen habe ich nun mehrere Blatern. Die bekommt jeder nach so vielen km, es ist einfach ein Zeichen von überbelastung. In einem SuperU habe ich mich mit Pflastern eingedeckt damit erziele ich etwas - leider nicht die totale - Linderung. Eigentlich wollte ich es heute nach Belfort schaffen, gegen 50km wären es gewesen. Diese Ziel ist unerreichbar bei einer Tagestemperatur von über 30 Grad.
Jetzt bin ich Dannemarie angekommen. Für mich tönt das wie Annemarie. Das Wort Annemarie hat eine ganz grosse Bedeutung für mich und ist u.A. mit Möwen verknüpft.
Eigentlich wollte ich wieder im Freien schlafen, da das Wetter so wunderschön ist - aber ein verwaschenes Strassenschild Zimmer Chambre hat mich irgendwie angesprochen. Ich bin ihm gefolgt und habe an dem Haus geläutet. Ein etwas komischer Greis hat mich in den paradiesischen Innenhof gebracht und mich ohne viele Worte in die Kammer Nr. 8 in dem alten Holzhaus geführt. Hier stehen 2 uralte Betten. Absolut überraschend an dem Zimmer ist, dass die Wände und die Decke mit einer Möwen-Tapete verkleidet sind. Es gibt Zufälle, die eigentlich gar keine Zufälle sein können.
Ich bin sehr müde, sehr glücklich und freue mich auf das was mich morgen erwartet.
Der Tag heute war gar nicht gut. Sieben richtig grosse Blatern tun mir echt fest weh. Ich habe nur 20km geschafft bis Belfort. Jetzt bin ich in einem Bed&Breakfast mit sicher 50 Zellen. Ein ganz modernes Ding. Die Leute die es betreiben reden nur französisch und leider kein Wort Englisch. Die anderen Insassen dieses Gefängisses kann ich aber alles fragen.
Da es hier in Frankreich jetzt tagsüber weit über 30 Grad heiss ist und Brunnen ein Fremdwort ist, leide ich immer an Wasserknappheit. Es ist ganz schlimm, wenn einem das Wasser ausgeht und man noch 10km bis zur nächsten grösseren Ortschaft laufen muss. Ich werde nun mein Laufrhythmus ändern, d.h. so früh wie nur mögliche laufe ich los so 18km. Dann mache ich Pause bis die Sonne nicht mehr so hoch steht und laufe dann in die Nacht. Es sind noch genau 400km bis Paris.
Heute bin ich um 05:00 im Morgengrauen los und quer durch Belfort Richtung Lure gelaufen. Leider gibt es auf meinem Kartenset eine Lücke von etwa 10km darum bin ich nach Google-Maps gelaufen. Die ersten 20km gingen ganz gut dann machten meine Füsse erneut Probleme. Über Mittag legte ich mich hinter eine Heuballe und schlief 2 Std. und raffte mich dann auf weiter zu gehen. Es lagen noch 14km vor mir bis zur nächsten grösseren Ortschaft wo ich was einkaufen kann. Nach quälenden 5 Std. bin ich am Abend voll ausgedurstet und nass geschwitzt in Lure angekommen. Es gibt einen ausgesprochenen hässlichen Zugang zur Stadt da eine Autobahn Einfahrt alles versperrt und man via ein Industriegebiet in die Stadt muss. Anfangs Stadt bin ich ins erste Restaurant und habe mir ein grosse Panasche bestellt. Oh man hat da gut getan! Ich habe mich durchgefragt ob es irgendwo ein Zimmer gibt und man sagte mir ja, mitten in der Stadt und da hat es sicher Platz. OK ich bin 2km ins Zentrum gehumpelt und habe ein verlassenes Hotel gefunden.
Nun habe ich am Samstag Abend noch versucht Wasser zu finden. Es ist nicht zu glauben, aber jede Bude in die ich reinging hat nur noch gezuckerte Getränke. Es war sehr heiss die letzten Tage und Wasser ist ausverkauft und Brunnen gibt es nicht. Echt Scheisse ich erreichte einen weitere Tiefpunkt meiner Reist und wäre am liebsten auf dem Bahnhof in den nächsten Zug nach Hause gestiegen. Mit mehreren Dosen Orangina habe ich mich entschlossen dem Kompass auf 260Grad einzustellen und aus der Stadt zu kommen und diese für immer zu vergessen. Am Himmel zuckten die ersten Blitze und ich war bereit bei den ersten Tropfen irgendwo am Strassenrand mein Zelt aufzuschlagen. Für mich wie ein Wunder war es, das eines der letzten Häuser in der Stadt ein kleines Hotel ist und es hat Platz und es hat free WiFi und es hat eine Badewanne. Vom Bad habe ich mir mehr erhofft, da ich grad arg Fussschmerzen habe. Die Nacht war nicht so angenehm. Selbst die halb nackten Französinnen auf France 5. Morgens um 3 konnten mich nicht erheitern.
Eigentlich wollte ich um 5Uhr los. Aber draussen regnete es wie aus Kübeln und ich habe echt krass Probleme mit den Füssen. Ich bin gezwungen ein Tag Pause zu machen und habe eben ganz gesund Gefrühstückt und bin grad damit beschäftigt meine Kleider in der Badewanne zu waschen und mich gemütlich den Blatern zu widmen. Bei allen Dingern muss die Flüssigkeit raus, denn das schmerzt in den Schuhen. Mein Nähset leistet hier gute Dienste und dank dem Jod, welches mir Christine in Basel gegeben hat kann ich alles gut desinfizieren. Eine Blater am Fersen ist schon ausgetrocknet, das stimmt mich echt positiv, dass ich das bald überstanden habe. Wie freue ich mich darauf schmerzfrei laufen zu können. Der Hundebiss will noch nicht so recht. Der Biss ist tiefer als ich dachte. Habe das Ding aufgemacht und mit Jod behandelt. Bin grad voll Jod-Fan J Die tote Schlange die ich gestern auf der Strasse gesehen habe war echt gross. Es handelt sich um eine Aspisviper diese ist sehr verbreitet und gehört nicht zu den bedrohten Schlangenarten. Diese Schlangen sind Tag-Aktiv, d.h. in der Nacht wird keine über den Schlafsack kriechen.
Heute bin ich von Lure weg und auf wunderschönen Wegen teilweise auch quer durch Wälder bis nach Vesoul gelaufen. Zwischendurch habe ich mich arg verlaufen und musste mit etwas Geschick herausfinden wo ich wohl bin und wie ich wieder einen brauchbaren Weg finde. Es hat ganz gut geklappt. Allerdings ist es schon ein Risiko so alleine durch wirklich wilde und abgelegene Wälder zu gehen. Inskünftig werde ich das Risiko nicht mehr eingehen. Vesoul ist eine tolle Stadt. Habe auf Anhieb ein günstiges Zimmer gefunden und bin am Abende noch rumgeschlendert und habe mir ein Bier besorgt. Die Leute auch Kidds sind alle auffallend freundlich auch zu fremden. Das Städtchen Vesoul ist um einen Berg gebaut. Leider habe ich nicht mehr die Energie dort hoch zu gehen. Es wäre aber sicher traumhaft schön dort oben.
Mein nächstes Fernziel ist Langres. Es war gar nicht so einfach eine Route auf der Karte zu planen, welche nicht zu weit von der kürzesten Verbindung abweicht. Die kürzeste Verbindung wäre eine Schnellstrasse, aber der laufe ich garantiert nicht 3 Tage nach. Ich habe die optimale Route auf der Karte markiert und werde dieser exakt folgen. Heute habe ich bei Traves ein Google Streetview Fahrzeug gesehen, welches einer Strasse in den Wald gefolgt ist. Gemäss meiner Karte war klar, dass es wieder retour kommen muss da die Strasse im Wald endet. Darum habe ich Stellung bezogen und hoffe, dass ich in Streetviewe verewigt werde. Heute bin ich halt schon wieder quer durch Wälder um abzukürzen. Diesmal habe ich aber per SMS Leute informiert wo ich etwa durchlaufen werde. Ich habe wenig Lust mal als Ötzi zu enden. Eben bin ich in Fedry angekommen und habe mich an eine Mauer gesetzt um die weitere Route zu studieren. Eigentlich hatte ich vor noch 5km zu gehen und dann mein Zelt aufzuschlagen. Wasser habe ich für einmal mehr als genug da ich vorgesorgt habe. Eine Frau ist auf mich zugekommen um zu fragen ob ich was brauche, Wasser oder ein Bett. Sie hat mich spontan zu ihnen nach Hause eingeladen. Natürlich bin ich mit. Sie wollten unbedingt, dass ich bei ihnen esse. Ich hatte schon Angst, dass es Schnecken gibt. Aber die Angst war unbegründet es gab einen Tintenfisch. Grins. Er hat ganz gut geschmeckt. Sie haben mich mit mehreren Gängen verwöhnt und wir hatten es ganz lustig am Tisch. Die Käsespzialität zum Dessert hätte nicht sein müssen. Das war wirklich etwas zuviel des Guten für meinen Geschmack. Die Wohnung und mein Zimmer ist sehr schmuddelig. In der Stube hängen 6 riesige Uhren die alle fast gleichzeitig die Zeit schlagen. Ein Big-Ben ist auch dabei. Es ist wunderschön hier sein zu dürfen. Eben schlägt die Kirche 10Uhr und es ist immer noch hell draussen ich versuche jetzt zu schlafen.
Um 7 Uhr bin ich hinunter. Die Frau, deren Namen ich nicht mal kenne hat sich rausgeputzt und sich sogar geschminkt. Die Küche in der ich Frühstück bekommen habe ist unordentlich und nicht sehr sauber. Wasser kochen Sie auf einem Camping Kocher. Gerne hätte ich Fotos gemacht aber ich wollte niemanden bele.idingen. Als ich am Kaffee trinken war kam die etwa 10 Jahre alte Tochter in die Küche - hat Papa und Mamma geküsst und dann mich, als wäre ich ein Teil der Familie und schon immer hier. Also bei mir zu Hause würde Chläus meine Katze 10m fliegen, wenn er auf den Tisch kommen würde. Hier ist das Normal. Vor dem gehen habe ich gefragt was ich ihnen schulde. Sie wollten auf gar keinen Fall was dafür haben. Das sind wirklich gute Menschen. Natürlich habe ich mich durchgesetzt und was gegeben, was sie aber etwas beleidigt hat habe ich das Gefühl. Egal ich bin losgelaufen durch eine wirklich verlassene und absolut ruhige Gegend. Bin bis Genevieres gelaufen und habe per Zufall ein kleines Schild b&b gesehen. Bin in einem wunderschönen Bed&Breakfast gelandet welches von einem Holländer Ehepaar geführt wird. Es ist ein alte riesiges Landhaus. Der Chef sieht ein bischen aus wie Doc Brown aus dem Film Back to the Future. Beide sind mega nett. Ich bin wie schon so oft in den letzten 14 Tagen der einzige Gast. Im Wohnzimmer steht eine 100 Jahre alte Leder Polstergruppe vor einem riesigen offenen Kamin. So was kennte man sonst nur aus alten Filmen. Ich bin glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, so eine tolle Reise zu machen. Ich habe schon so viele wunderschöne Dinge gesehen und tolle Menschen kennen gelernt.
Im b&b Savigny war ich der einzige Gast diese Nacht. Wieland Alias Doc Brown hat mit mir gefrühstückt es war wirklich sehr schön bei ihnen. "Doc Brown" ist ein "Steh auf Mann" der schon so viel erlebt und gesehen hat. Er kennt die Gegend perfekt und hat auf Anhieb die Fussweg-Distanz nach Langres exakt geschätzt. Heute bin ich wieder etwas mehr als 30 km gelaufen. Das Wetter war heute durchzogen. Zeitweise etwas Regen, dann heiss und schwül und später Gewitterhaft. Ideal abwechslungsreich. Heute habe ich Ursula ein SMS gemacht und gelobt wie vorbildlich Franzosen mit ihren Tieren umgehen. Eine halbe Stunde später habe ich Leute getroffen die was suchten. Ich fragte mit meinen 9 Std. französisch was sie suchen und sie zeigten mir einen ganzen Sack voller Schnecken. Nach 11 Std. laufen bin ich in Lagres angekommen. Das Dorf ist mega schön aber voller Touristen. Deutsche, Engländer und ein stinkender Schweizer. Habe eine schöne günstige Bude zum übernachten mitten in der Altstadt gefunden und war grad fein französisch essen. Jetzt erledige ich noch etwas Geschäftskram maile und facebookle etwas rum und gehe dann schlafen um morgen einen nächsten Abschnitt Langres Troyes ideal zu planen damit ich schnell vorankomme und doch tolle Orte sehe. In rund 5 Tagen müsste ich es nach Troyes schaffen und dann kommt der zweit letzte Abschnitt meiner Reise einlaufen nach Paris.
Leider hat mein Handy plötzlich angefangen zu flimmern und schaltete ab. Zum Glück gibt es in Langres ein Orange Shop. Die konnten das Ding auch nicht mehr zurücksetzen. Es ist futsch. Da ich aber für das Geschäft erreichbar sein muss, habe ich mir mit meinem 9 Std. französisch ein Budget-Prepaid Handy gekauft. Das Ding geht perfekt und ich kann problemlos ins Ausland anrufen und auch vom Ausland angerufen werden. Dabei werden mir keine Kosten belastet, was natürlich von Vorteil ist. Glücklich das geschafft zu haben bin ich los Richtung Richmont. Habe es aber nicht bis ganz dorthin geschafft und es mir darum ein einem Wald bequem gemacht.
Nach der Morgentoilette mitten im Wald bin ich los durch den gigantisch grossen Wald. Habe Kiloweise Eierschwämme gesehen. Riesendinger. Das letzte mal was gegessen habe ich gestern Mittag. In Richmont gibt es wie meistens in den Dörfern keine Läden so musste ich 9 km ins nächste Dorf laufen. Vorher bettelte ich noch nach Wasser und kam um 12:30 dort völlig ausgehungert an. Habe mir ein Brot gekauft für den Abend und bin dann Essen gegangen. Die Leute an der Baar haben mich voll ausgequetscht. Eine Frau konnte ganz gut Englisch. Auf einer wunderschönen Strecke den Seen entlang bin ich nun in Laferte angekommen. Musste wieder nach Wasser fragen und habe dabei den Tipp bekommen, dass im 4km entfernten Dort ein B&B sei. Bin dem Tipp gefolgt und nach 4km bei einem ausgebuchten B&B angekommen. Riesenkack. Den Aufwand hätte ich mir sparen können. Zum Glück liegt das Dorf auf meiner Route nach Troys. Bin noch etwas weiter gegangen und bin jetzt an einem Fluss im Zelt. Alles ist feucht und für morgen habe ich nur noch 200g Brot und Wasser ist auch nicht viel da. Hoffe ich finde morgen was zum Knabbern. Eine Bude zum Schlafen werde ich kaum finden das ich nur durch ganz kleine Orte kommen werde. Ich rechne damit am 09.07.12 Troys zu erreichen. Das wäre am Montag. Dort gibt es bestimmt eine Bud für mich, damit ich wieder mal duschen und Kleider waschen kann.
In der Nacht hat es mächtige Gewittert und mein 99Euro Zelt ist zwar mit 1.1kg ein Leichtgewicht aber allzu Wasserdicht ist das Ding gerade nicht und mein Schlafsack war ziemlich durchnässt als mich die Vögel so um 6 Uhr weckten. Der Himmel war stark bedeckt aber zwischendurch sah man helle Stellen was mich durchaus heiter stimmte. Mein bischen Brot habe ich aber noch nicht angetastet, da ich am Sonntag auf der schwach bevölkerten Route sicher nichts kaufen, wenn nicht ein Wunder geschieht. Und es geschah so etwas wie ein Wunder für mich, denn im nächsten Dorf nur 4km von meinem Zeltplatz gab es "ein Hotel das frustete ich kurz" aber ich hörte die Sirene eines mobilen Bäckers im Dorf. Ich spitzte die Ohren und ortete das Ding J und konnte dort ein Brot und Schinken und ein gigantisch feines Schoggi-Brötchen kaufen. Meine Grundbedürfnisse waren somit gestillt und ich folgte meiner vorbereiteten Route bis nach Vendevure sur Base. Es ging durch riesige Wälder Bergauf und Bergab und schliesslich landete ich auf einer Hochebene 8km vor Vendeuvre. Die Wolken lichteten sich und im Sonnenlicht sah man km Weit in die Ferne. Mein Blick war natürlich primär Richtung Paris gerichtet. Da ich ohne Internet unterwegs bin, holte ich mir Tipps betreffend einem Hotel per Sms und bekam auch die Info, dass es in Vendeuvre mehrere Hotels geben soll. Eines 400m beim Bahnhof. Ha ha! such mal nach einem Tagesmarsch 400m um den Bahnhof ein Hotel. Habe mich in einer Bar erkundigt und erfahren, dass das Ding geschlossen ist und es nichts anderes mehr in dem Dorf gibt. Im Dorf gibt es ein Schlosspark mit einem Gebäude, welches verlassen aussieht. So bin ich dort hinein in ein kleines Wäldchen wo man mich nicht gut sieht habe meine Zelt beim Eindunkeln aufgestellt und mich schlafen gelegt und damit gerechnet, dass mich die Polizei irgendwann wecken würde.
Habe auf einer eher harten Unterlage geschlafen und mich wie gewöhnlich nach dem Aufstehen, elektrisch rasiert und mein Geschäft hinter einen Baum gemacht und ordentlich alles zugedeckt. Jetzt sitze ich in einem Strassenkaffe nur wenige Meter von meiner Schlafstelle, trinke Kaffee und schreibe mein Tagebuch auch von gestern nach. Gleich geht's los. Troyes ist mein Ziel und eine Dusche wäre auch nötig. Der Kellner hat gemeint man sehe es mir an, dass ich im Zelt geschlafen habe. Die Strecke nach Troyes ist auf der Hauptstrasse mit 32km angegeben. Ich werde aber so wenig wie möglich der Hauptstrasse folgen und auf kleine Strassen und Wege ausweichen. Es gibt einen Kanal der vom Orient-See bis in den Süden von Troyes fährt. Ich nehme diesen Weg der locker 5km länger aber viel schöner ist. Ich denke die 37km schaffe ich heute, zumal es nur 17 Grad warm ist. Der Weg war ganz ok. Nach etwa 10 Std. laufen habe ich voll die Kriese im rechten Fuss bekommen. Dauernd habe ich den Krampf bekommen und musste oft den Schuh ausziehen und den Fuss massieren. Ich muss dafür sorgen, dass ich zu Magnesium komme. Ich denke Bananen sind dazu geeignet. Um 20:00 habe ich Troyes endlich erreicht. Anfangs hat man das Gefühl die Stadt, welche übrigens riesig ist, sei voll hässlich. Aber die Innenstadt ist wirklich mega schön. In einer Bar habe ich gefragt wo ich ein günstiges Hotel im Zentrum finde und die Leute dort waren sehr nett und haben mich fast bis zum Hotel begleitet. Das Hotel ist wirklich ein Insider-Tipp. Im Moment plagt mich "der Wolf" und ich benötige dringend Nivea Creme. Zwei Dosen von dem Wundermittel habe ich auf meiner Reise schon verbraucht. Socken brauche ich auch, da 3 Paar Marken-Socken bereits Löcher bekommen haben. 30km am Tag bei einer Schrittlänge von 80cm ergibt rund 40'000 Schritte die man macht. Da darf schon etwas Verschleiss auftreten.
Heute habe ich in Troyes ein Tag Pause gemacht. Hier wohnen 60'000 Leute. Habe sämtliche meiner Wäsche in einem Waschsalon gewaschen bis auf die Badehose und ein T-Shirt. Dann habe ich versucht ein Handy mit HotSpot zu kaufen, welches mit einer Swisscom Sim-Karte läuft. Keine Chance in dem Orangen-Land. Aktivierungszeit 3 Monate sagen sie. Egal bleibe ich halt bei meinem Prepaid Budget Handy das Ding ist eh praktischer als jedes I-Phone. Was mich am meisten Freut ist die Creme gegen den Wolf. In der Apotheke habe ich der Frau gesagt, dass ich eine Creme pour les oeufs brauche und auf die Dinger gezeigt. sie hat voll gegrinst und hatte was passendes. Bis jetzt merke ich aber wenig von der heilenden Wirkung, was das wohl für eine Salbe ist? Was mich aber am meisten freut. Ich habe eine Original Nivea-Creme gefunden und festgestellt, dass meine Wander-Karten doch zusammen passen. Jetzt bin ich Tipp Topp vorbereitet für die Eroberung von Paris. Wie es aussieht muss ich etwas Zick Zack laufen, da nur die grossen Strassen direkt Richtung Paris führen. Mir ist das egal, denn ich will einfach nur schöne und möglichst schwach befahrene Wege gehen.
Habe die wirklich schöne Innenstadt von Troyes, dem zuvor eingestelltem Kompass folgend, verlassen. Endlich bin ich an einer Poststelle vorbei gekommen die offen war und habe die Gelegenheit genutzt um unnötigen "Rimsch Ramsch" in die Schweiz zu senden. Es sind doch 732g zusammengekommen. Das ist 7.3% des Rucksackgewichtes also doch eine ganz schöne Einsparung. Das Land wird nun immer flacher aber die Strassenauswahl auch entsprechend geringer. Es ist heute und morgen unumgünglich ab und zu Hauptstrassen zu folgen. Zum Glück gibt es zwischen Strasse und Felder immer ein Streifen Wiese oder Weg auf dem man ganz angenehm laufen kann. Heute bin ich an riesigen Mohn- und Hanffeldern entlang gelaufen. Natürlich habe ich Mohnsamen und Hanfblüten geknabbert, aber keine Wirkung verspürt J Gegen Abend bin ich einem 11km langen Strassenstück nachgelaufen und hatte einfach Lust auf Cola. Ich trinke und kaufe nie Cola. Dann kam wieder so ein spezieller Zufall. Im Dorf "Marigny le Chatel" hat mich ein junger Marokaner mit dem Namen Samir angesprochen und sich voll für meine Reise interessiert. Er konnte es nicht fassen, dass man eine so lange Strecke alleine zu Fuss machen kann und gar in einem Zelt übernachtet. Nach dem längeren Geplauder bin ich los und beim Tschüss sagen schenkte mir Samir eine Dose Cola. Das ist irgendwie schon komisch. (hi Samir thanks for the coke, i just wrote about You).
Mit Cola im Bauch bin ich der schön untergehenden und wärmenden Sonne noch bis 21:30 entgegen gelaufen und habe mich dann auf einem Feld ins Zelt verkrochen.
In der Nacht hat es geregnet und Zelt und Schlafsack sind wiedermal nass. In der Nähe waren sicher 10 Hasen auf der Wiese am Futtern. Sie haben sich nicht durch mich stören lassen. Nur das Geräusch des Rasierapparates war ihnen dann doch zu viel und alle bis auf ein Aufpasser sind verschwunden. Leider musste ich heute viele km einer Schnellstrasse folgen. Der Umweg wäre zu gross gewesen. Bin bis Provins gekommen. Im Stätdchen vorher habe ich zum ersten Mal auf meiner Reise die Seine überschritten. Der Fluss ist recht gross obwohl ich noch 100km von Paris entfernt bin. Es gibt dort riesige Getreidemühlen und Verladeanlagen. Da ich u.A. den Beruf des Mühlenbauers erlernt habe, war das natürlich doppelt interessant für mich und ich habe natürlich die Nase in eine Mühle hineingestreckt. Wer weiss vielleicht laufen in der Mühle Maschinen, welche ich zu meiner "Bühler Uzwil" Zeit mal zusammen gebaut habe. Hier in Provins dachte ich finde ich sicher locker ein Zimmer, da das Dorf 11700 Einwohner hat. Aber denkste! Jede Bude ist entweder geschlossen oder sie haben keine Zimmer mehr. Ein Mann auf der Strasse hat mir einen Tipp gegeben, dass es ausserhalb im Industriequartier ein F1-Hotel geben soll. Ich bin seiner Wegbeschreibung gefolgt und habe es auf Anhieb gefunden und was mich am meisten Freut es hat Platz für mich. Da es draussen immer noch regnete hätte ich wenig Lust auf das Zelt gehabt. Nun bin ich happy, esse Wurst und trinke eine Dose Bier, welche ich im Dorf kaufen konnte. Morgen ist Freitag der 13. bin mal gespannt was mich erwartet.
Bin etwas spät dran, draussen regnet es auch wie wild und ich muss noch 4km der Schnellstrasse D619 folgen bis ich dann bei Vulaines-les-Provins rechts abzweigen kann und dann nur noch auf kleinen Strasse bis Fontenay-Tresigny laufen kann. Eine gute Wegplanung ist das A und O einer solchen Wanderung. Heute habe ich mich schlau gemacht wo eigentlich der Eifelturm in Paris ist. Vom jetzigen Standort Provins bis zum ersten Ziel meiner Reise habe ich mithilfe des Wanderstocks eine Linie gezogen und möglichst der Linie folgend den kürzesten und besten Weg ausgetüftelt. Der Aufwand lohnt sich garantiert und ich bin guter Hoffnung heute sogar wieder ein Zimmer zu finden, da ich am Abend in einer grösseren Ortschaft bin. Auf jeden Fall wird es mir dort möglich sein, was zum Essen zu kaufen. Unter Tags wird das nicht möglich sein und ich werde wohl wieder etwas Erbsen und Weizen knabbern. Der Wasserbedarf ist gering, da die Strecke keine Steigungen hat und es eh kalt und Nass ist. 1.5lt Wasser genügen mir bis am Abend. So ich muss jetzt los J
Bin gestern um 20:30 bei strömendem Regen in eine Pizzabude um mich etwas aufzuwärmen und was zu essen und endlich mal hinzusetzen. Unter Tags war das nur einmal in einem kleinen Arbeiterhaus- und einmal unter einem Baum möglich, da es viel zu nass war. In dem Laden habe ich mich betreffend einem Hotel schlau gemacht und erfahren, dass es was gibt aber es sei nicht leicht zu finden und der Pizza-Auslieferer müsse grad in die Gegend. Sie haben mich bedrängt dass ich mitgehen soll, was ich auch gemacht habe. Ich hatte echt Angst, mich so nass wie ich war im Zelt zu erkälten. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und das Hotel war wie so oft geschlossen. Also bin ich die Tour mitgefahren und wieder im Pizzaladen gelandet. Der Chef bestand darauf, dass ich warten soll. Er fahre um 22:30 heim und er nehme mich mit zu einem ganz billigen Hotel ganz in der Nähe. Und da bin ich nun.
So habe eben gefrühstückt, bin grad am fertig packen und werde nun per Taxi zurück an die Stelle gehen wo sie mich gestern mitgenommen habe, denn ich will zu Fuss nach Paris und keinerlei Abkürzungen machen. Es ist jetzt Abend ich bin in einem Wald nur noch 33km von Paris entfernt. Wieder erwarten war es heute möglich praktisch den ganzen Tag auf kleinsten Strassen und Wegen zu laufen obwohl ich doch so nahe Paris bin. Es regnete heute oft und es ist kalt und windig. Der Wald ist Eigentum von Paris. Sein Name ist lü Oree. Dieser Wald ist irgendwie ein riesiger Park der mit x Strassen und Wegen durchzogen ist. Ich habe hier etwas abseits mein Zelt aufgebaut und vorher ganz penibel alle Äste am Boden entfernt. Man wird ja klüger mit der Zeit.
Oh man die Nacht war kalt und ich habe sehr gefroren. Dann waren noch die doofen, ich denke, Wildschweine die in der Nähe waren und mich weckten. Eines der Dinger machte krasse Geräusche. Angst muss man nicht vor den Tieren haben, denn Wildtiere sind scheu und schon beim kleinsten Geräusch verziehen sie sich. Heute möchte ich nach Paris und wenn möglich den Eifelturm erreichen. Ich muss zuerst "Sucy en Brie" finden. Im Zentrum werde ich dann nach Norden laufen. Auffangpunkt ist der Fluss und dank der Eisenbahnlinien kann ich nicht zu weit nach Westen driften. Wenn ich mal am Fluss bin, folge ich diesem bis zu einer Brücke und werde dann Kurs Paris nehmen. Ich habe nur eine 100'000er Karte ohne jegliche Strassenbezeichnungen.
Es ist jetzt der 16.07.12. Gestern war ich zu müde um noch was zu schreiben. Von Sucy aus war es noch ein ganzes Stöck quer durch die Stadt bis Paris. Der Kompass leistete wieder gute Dienste. Aber es war eigentlich einfach die Stadt zu durchqueren. Etwas südöstlich von Bercy bin ich nach Paris gekommen und wieder an der Seine gelandet. Leider gibt es auf den Fuss/Radwegen kein Ortsschild "Paris" L Im ganze Rummel und Autolärm konnte ich es gar nicht richtig verarbeiten da der Störpegel zu hoch war. Der Seine nach Westen folgend habe ich um 17Uhr zum ersten Mal den oberen Teil vom Eifelturm gesehen. Ab dem Moment konnte ich den Blick nicht mehr davon losbringen und stand rund 30 Minuten später davor. Bin wirklich ganz gemüchlich darauf zu gegangen, habe das Handy ausgeschaltet um wirklich ungestört einfach für mich anzukommen. Leute schauen einen komisch an, wenn man mit feuchten Augen daher läuft. Aber das lässt sich nicht und muss auch nicht unterdrückt werden. Bin zusammen mit Willson meinem Begleiter mit dem ich oft gesprochen habe, ins Grass gelegen bis die Sonne von Wolken abgedeckt wurde. Man kann nur am Südpfeiler vom Turm hoch und am Ostpfeiler runter. Es hatte am Eifelturm eine Menschen Schlange von 100m und ich mochte echt nicht dort anstehen. Ich war ja schon x Mal in Paris. Darum habe ich ein "Tuk-Tuk" genommen und ihn gebeten, dass er mich in einen Stadtteil bringen soll wo es günstige Hotels gibt. Irgendwie kann ich es noch nicht fassen, dass ich von zu Hause aus in nur 23 Tagen bis zum Eifelturm gelaufen bin.
Heute muss ich Pause machen, einerseits weil die Füsse Ruhe brauchen und andrerseits weil ich unbedingt Kartenmaterial brauche. So nun ist es Abend. Ich war noch etwas, natürlich zu Fuss in Paris unterwegs und konnte eine Karte kaufen. Leider war nur eine 100'000er Karte zu finden. Aber ich kenne das von Italien und kann damit leben. Mit etwas Glück finde ich noch was unterwegs in Tankstellen oder so. Nun habe ich meine Route markiert, der Stock dient wiederum als Lineal und werde morgen wieder zum Eifelturm gehen und von da an ein Stück nach Norden zum Arce de Triumph und von dort aus das Heading 324 einschlagen und so direkt nur möglich Paris mit all seinen Vororten nach Nord- Nord-Westen durchqueren. Ziel für morgen wäre Pontoise der nördlichste Vorort von Paris.
Bin früh los und dachte, dass um 8:30 noch keine Touristen am Eifelturm sind. War wohl nichts es hat jetzt schon 1000 Leute in der Schlange. Lustig fand ich den Deutschen auf der Wiese vor dem Eifelturm als er zu seinen Kindern sagte Rüdiger und Ulrike stellt euch mal hin und sagt Käse. Also ich vergesse das mit dem hochlaufen, da ich das eh schon mehrmals bin und gehe jetzt nach Norden zum "Arc de Triumph". Vom Triumpfbogen bin ich wie geplant immer, dem auf 324 Grad eingestellten Kompass nachgelaufen und habe soeben Bezons durchquert und bin auf der Strecke nach "La Frette sur Seine". Im Norden von Paris gibt es keine Touristen mehr und alles ist viel billiger. Mein nächstes Ziel ist Pontoise aber das ist noch ein ganzes Stück und es macht nicht wirklich Spass den stark befahrenen Strassen nachzulaufen. Aber es gibt keine andere Möglichkeit mit einer 250'000er Karte. Eben hatte ich noch netten Kontakt mit Leuten die es geil finden, dass jemand so weit läuft. Das gibt einem wieder einen Motivationsschub. Um 21Uhr bin ich in Pontoise angekommen und habe ein Schild Hotel F1 gesehen. Bis zu dem Hotel musste ich nochmals 3km laufen. Ein jüngerer Herr hat mir geholfen das Ding zu finden. Oh Mann ich vermisse mein Internet-Handy ja so sehr. Aber egal ich habe es gefunden und ein Zimmer für 33Euro bekommen. Die F1-Gefängis-Hotels sind recht verbreitet und sie sind eine Art Jugend Herberge. Ich war jetzt schon oft froh, dass es diese Art Hotel gibt. Die Toiletten und Duschen sind jeweils im Gang und oft nicht sehr sauber. Aber besser als das Zelt ist es auf jeden Fall. Ab morgen wird es vermutlich nicht mehr möglich sein ein Zimmer zu finden, da ich jetzt Paris mit allen Vororten durchquert habe und wieder auf dem Lande bin. Nun kenne ich Paris wirklich gut und habe Dinge gesehen, die jedem Tourist verborgen bleiben. So eine Reis zu Fuss ist zwar sehr beschwerlich aber absolut toll.
Heute bin ich nicht allzu früh aus Pontoise weg und habe verzweifelt eine Nebenstrasse nach Genicourt gesucht und mit Mühe auch gefunden. Die Karte ist in der Stadt echt nicht brauchbar. Die Stadt habe ich nun hinter mir gelassen und bin Anfangs noch einer Schnellstrasse- und später nur noch kleinen Strassen folgende bis nach Boubiers gelaufen wo ich jetzt eben mein Zelt aufgestellt habe. Mann das Ding stinkt vielleicht. In der Nähe vom Flugplatz habe ich auf einer Wiese ein Portemnnaie gefunden mit einem Navi-Ausweis. Im nächsten Dorf ging ich in die einzige Bar und zum Glück kennen sie den Mann der das verloren hat. Nach Kaffee und etwas bla bla bin ich weiter und habe, weil ich den Umweg gelaufen bin üper Zufall eine ganze Alle von Pflaumenbäumen angetroffen. Viele Früchte waren schon ganz süss und ich habe mich damit vollgestopft . In Marines habe ich Pause am Schatten gemacht und bin voll eine ganze Stunde verpennt. Anschliessend musste ich auf Wasser-Betteltour. Am Mittwochnachmittag sind die meisten Geschäfte geschlossen. Eine Käserei hatte offen und sie haben mir die Flaschen gefällt. Abends um 21:30 habe ich irgendwo 6km vor Gisors das Zelt aufgestellt.
Die Nacht im Zelt war schön weich. Leider hat es die ganze Nacht sehr stark gewindet was kein gutes Wetterzeichen ist. Um 6Uhr hat mein Wecker geklingelt und ich habe die Nase nach draussen gestreckt. Ein tief bedeckter Himmel zeigte sich mir und es war feucht und kalt. In militärisch genauer Reihenfolge habe ich meine Packung erstellt, alles hat seinen Platz. Anschliessend bin ich nach Gisors, habe dort Kaffee getrunken und mich mit Wasser eingedeckt. Gisors ist hässlich, überhaupt die ganze Gegend ist nicht besonders schön. Fast jedes Haus hat mindestens einen fast immer aggressiven Hund der einen beim Durchlaufen anbellt. Zum Glück immer hinter dem Zaun. Heute war ich sehr müde und hatte arg Schmerzen an den Füssen. Musste oft Pause machen. Meine geplante Route verläuft sehr abseits und das macht mir Sorgen da ich knapp an Wasser bin. Aber ich mag nicht, mehr als 3 Liter zu tragen. Den Gong gegeben hat es mir als ein Ort Namens "Bouchevillers" bei dem ich überzeugt war, dass es dort Wasser geben muss, ausgestorben war. Nun bin ich Plan B durchgegangen und habe versucht Wasser zu finden. Dazu habe ich Pflanzen u.A. saftiger Mais angeschnitten. Aber keine Chance das bringt nur einige Tropfen. Aus Erfahrung weiss ich, dass das schlimmste Durst ist. Darum habe ich meine Route komplett geändert und werde morgen 20km eine stark befahrenen Strasse nachlaufen bis Forges-les-aux. Jetzt bin ich in Gournay angekommen und bin echt kapputt und friere obwohl es warm ist. Zum Glück habe ich hier ein kleines Hotel gefunden. Zwei Stern für 40Euro mit Badewanne. Ich habe den Eindruck, dass ich mich überanstrengt habe. Es sind nur noch etwa 80km bis zum jetzt wirklich ersehnten Ziel.
Von Gournay-en-Bray bin ich soweit irgendwie möglich auf kleinen Nebenstrassen bis nach Forges-les-Eaux gelaufen und habe dort mit gefülltem Bauch eine halbe Stunde an der Sonne geschlafen. Anschliessend so viel Wasser getankt, dass es für die nächsten 17km und allenfalls eine Nacht im Zelt reicht. Obwohl mich das Gewicht abschreckt habe ich auch eine Dose Bier dazu gekauft. Einfach für den Fall Zelt. Da meine Füsse jetzt oft weh tun macht es nicht wirklich Spass mehr als 30km zu laufen. Heute waren es fast 40km. Jetzt bin ich eben am Stadt-Eingang von Neufchütel-en-Bray angekommen. Ich habe wenig Lust Hotels abzuklappern da diese jetzt oft belegt sind darum habe ich mich für das Zelt entschieden. Ein lauschiges Plätzchen habe ich gefunden gleich bei der Autobahn auf einer Weide. Ich hoffe nicht, dass irgendwelche Mutterkühe auftauchen werden J Morgen möchte ich mich soweit wir nur möglich Dieppe annähern. Mit etwas Glück kann ich es sogar erreichen. Das wäre natürlich der Hit, weil ich am 21. Juni gestartet bin und dann am 21. Juli angekommen wäre. Meine Vorausberechnung wäre in dem Fall präzise. In 24 Std. weiss ich mehr. So nun baue ich das Zelt auf da es jetzt grade langsam dunkel wird und dann werde ich mit Regenjacke und T-Shirt um die Füsse den Schlaf suchen. Die Dose Bier auf die ich mich jetzt freue hilft sicher etwas dabei. Nach so vielen km und heute auch einigen Höhenmetern schläft man in der Regel "prächtig".
Das mit der Dose Bier war wohl nicht die beste Idee. Denn morgens so um drei Uhr drückte die Blase mächtig. Es macht nicht wirklich Spass um die Zeit das Zelt zu verlassen um dem Kleinen die grosse Welt zu zeigen. Ich habe diese Nacht wieder gefroren. Mein Schlafsack ist einfach zu dünn und das Zelt nicht isoliert. Um 06:00 klingelte wie jeden Tag mein Wecker. Ich öffnete die Zelttür und was ich sah schockiere mich mächtig. Draussen war es neblig, kalt und es rieselte. So was erwarte ich im Oktober ab nicht im Juli. Ich habe die Türe nochmals geschlossen und mich im Schlafsack verkrochen und voll verpennt. Dann habe ich mich aufgerafft und bin barfuss auf die nasse Wiese und habe alles zusammengepackt und bin in die Stadt Neufchatel eingetreten. Oh Mann nur 500m vom Zeltplatz hätte ich bestimmt ein Zimmer gefunden. Aber egal. 50 Euro gespart ist auch gut. In der Stadt habe ich es mir in einem Strassenkaffee gemütlich gemacht und nachdem ich eingekauft habe und mir den besten Weg habe erklären lassen bin ich los. Ich habe es geschafft auf fast Autofreien Strassen bis St. Nicolas. Dort war geplant ein Hotel zu finden, da die Stadt doch auf der Karte recht gross erscheint. Aber denkste es gibt gerade eine Gaststätte und die war natürlich ausgebucht. In Wahrheit es so, dass diese keine Interesse an Einnacht-Touristen haben, denn der Parkplatz war leer und mein französisch zu schwach um mir durchsetzen zu können. Egal so bin ich halt auf Kurs 320 Grad weiter dem Meer entgegen. Ich habe mich entschlossen in einem grossen Wald vor Dieppe im Zelt zu übernachten. Bis nach Dieppe hätte es nicht gereicht resp. wäre ich erst um 22Uhr angekommen. Leider war ich zu heikel was den Schlafplatz angeht und habe keine passende Stelle gefunden. Plötzlich war ich aus dem Wald draussen und bin in Martin-Eglise gelandet. Also bin ich weiter Richtung Dieppe und jetzt auf einem Fussballfeld angelangt. Dummerweise ist noch etwas los und es hat viele Leute. Darum warte ich jetzt bis es etwas dunkler ist und werde dann mein Zelt hier aufschlagen. Völlig legal ist ja nicht was ich mache. Cool es trennen mich nun nur noch 6km vom lang ersehnten Ziel. Morgen möchte ich genüsslich am Meer ankommen.
Die Nacht im Zelt war mächtig unbequem. Fussballplätze sind einfach nicht zum Zelten gedacht und zu hart. Bei Morgendämmerung kamen noch unzählige Möwen die mit ihrem Geschrei nervten und meine Körpertemperatur entsprach vermutlich gefrorenem Schweinefleisch. Noch bevor mein Wecker losging bin ich raus habe alles gepackt und bin dann los Richtung Meer. Es war schon krass schön den Hafen zu erreichen. Da Sonntag ist läuft aber leider nicht viel. Im ersten Kaffee habe ich ein Cafe Noir und ein Croissant verdrückt und bin dann los ans Meer. Unter dem Hotel Aquado gibt es einen Durchgang der direkt ans Meer fährt. Es ist wie ein Zieleinlauf. Es ist schon ein unbeschreibliches Gefühl, dass es mir gelungen ist in nur 30 Tagen zu Fuss nun auch noch den Atlantik zu erreichen. Mein Ur- Ur Grossvater der selber auch lange Strecken gelaufen ist und Seefahrer war, wäre sicher stolz auf mich, zumal er mich mit seinen Aufzeichnungen und der Muschel bei der man das Rauschen des Meeres hört, auf die Idee gebracht hat.
So meine Reise ist nun fertig. Morgen Montag reise ich mit dem Zug via Paris zurück in die Schweiz, wo mich der Alltag wieder erwartet. Eine solche Wanderung ist eine unmessbare persönliche Bereicherung. Mal sehen wohin mich meine Füsse das nächste Mal tragen.