Zu Fuss ans Meer

Tagebuch der Wanderung zum Mittelmeer

Vorbereitung - 20.04.2007

Definitive Routenentscheidung nach Abklärungen bei Splügen/Rheinwald Tourismus betr. der Schneesituation auf dem Splügen. Der Pass ist dank dem milden Winter passierbar. Oben wird noch Schnee liegen.

Vorbereitung - 22.04.2007

Diese Webseite vorbereitet und Rüstliste studiert

Vorbereitung - 23.04.2007

Letzte Vorbereitungen und eine optimale Packung augetüftelt

Tag 1 Start - 25.04.2007

Bin um 07:30 losgelaufen und via Altstätten, Oberriet, Hirschensprung, Salez bis nach Buchs gekommen. Mein Rucksack ist definitiv zu schwer. Ich muss das Gewicht reduzieren, sonst schaffe ich es damit nicht ans Meer. Morgen werde ich u.A. mein Notebook per Post heim senden.

Tag 2 - 26.04.2007

Heute bin ich via Sargans nach Bad-Ragaz gelaufen. Dort musste ich die ersten geplatzten Blatern und Druckstellen verarzten. Anschliessend ging es weiter noch bis nach Landquart.

Tag 3 - 27.04.2007

Heute bin ich von Landquart aus immer dem Rhein entlang, bis nach Donat Ems gelaufen. Dort quer über den Golfplatz bis nach Rothenbrunnen. In Rothenbrunnen gibt es keine Herberge, darum bin ich noch weitere 5km ins nächste Dorf gehumpelt und habe ein Fernfahrer Hotel gefunden. Saftladen! Frühstück gibt es erst nach 9Uhr was für mich zu spät ist.

Tag 4 - 28.04.2007

Bin um 07Uhr30 los ohne Kaffee! Dieser Tag war hart - sehr hart. Auf der "Via Spluga" bin ich via Thusis, Viamalaschlucht nach Andeer gelaufen und zur Krönung noch den Berg hoch bis nach Sufers. In Sufers kam ich völlig müde an. Speziell finde ich die Eislöcher an denen man vorbeikommt. Was ich heute gelernt habe ist, dass es sehr schmerzhaft ist, Füsse die einem sehr weh tun, im Fluss zu kühlen. Vor lauter Schmerzen an diesem Tag und dem Hunger der damit ausblieb, habe ich vergessen für Sonntag einzukaufen. Perfekt!

Tag 5 - 29.04.2007

Bin ganz früh los und habe mich via das Dorf Splügen an den Pass heran gemacht. Der Pass ist verdammt hoch. Der schwere Rucksack macht mir zu schaffen. Auch die Tatsache, dass ich nur ein kleines Brötchen und Wasser dabei habe, erfreut mich nicht besonders. Dann noch der Irrtum, dass man auf dem Pass was kaufen kann. Der Passübertritt nach Italien war einfach genial. Zu Fuss Italien zu erreichen war für mich ein bewegendes Erlebnis. Nach der Passüberquerung bin ich teilweise auf der "Via Spluga" und Teilweise auf der "Via Bänziger" in Richtung Chiavenna gelaufen. Man hatte ich heute Durst. Alle Brunnen sind trocken! Zum Glück habe ich gerade noch vor einem Gewitter ein B&B in Isola gefunden und eine nette Frau hat mich mit Essen verwöhnt. Sie wollten mir sogar ihr Auto leihen.

Tag 6 - 30.04.2007

Morgen ist der 1. Mai. Ich bin in Italien und wie soll es anders sein, alles ist zu. Ich habe nichts zu Essen. Wasser kann ich ab dem Wasserhahn nehmen. Aber was soll's ich bin eh zu dick. Esse ich wiedermal nichts. Der Weg nach Chiavenna auf der "Via Spluga" und "Via Bänziger" ist wunderbar. Der Weg ist weit. Je mehr man nach unten kommt, umso wärmer wird es. Logisch! Ich kam an Kirschbäumen vorbei die schon rote Früchte haben. Habe Chiavenna am Nachmittag gestreift und bin auf der Hauptstrasse in Richtung Novate nach Süden gelaufen. Die Entscheidung die Hauptstrasse zu nehmen war gefährlich aber gut, denn ein Suppermarkt hatte offen :-) Hier habe ich ein Paar aus Stein AR getroffen. Die wollen mich mitnehmen, was ich natürlich energisch ablehnte. In Novate habe ich ein B&B gefunden. Die Leute dort mussten zuerst einen Dolmetscher aus einem anderen Dorf holen. Schlussendlich verständigten wir uns doch mit Händen und Füssen.

Tag 7 - 01.05.2007

Von Mezzola/ Novate bin ich den halben Lago di Como entlang gelaufen. Heute ist 1. Mai. Alle Italiener sind mit dem Auto und Töff am See. Ich bin der einzige Wanderer hier. Es ist echt lebensgefährlich auf diesen Strassen. In den Tunnels hatte ich manchmal wirklich Angst, angefahren zu werden. Mit der Fähre kann man gemäss meiner Karte an das andere Seeufer übersetzen. Die Wegstrecke ans Meer reduziert sich damit zum Glück nicht. Auch wenn es mich unendlich belastet, auch nur für wenige Minuten meiner Reise ein Fahrzeug zu nehmen, muss ich mich aus Sicherheitsgründen für diese Lösung entscheiden.

Tag 8 - 02.05.2007

Die Ueberfahrt war schön und dauert ca. 20Min. Die Entscheidung war gut - dachte ich zuerst. Heute musste ich aber feststellen, dass meine super Karte alt ist und nicht alle Tunnels eingezeichnet sind. Zudem fing es noch an zu Regnen und "flutsch nass" musste ich einen 2.1km langen Tunnel durchlaufen. Mann war ich froh, als ich rauskam. Und was erwartet mich gleich anschliessend? Ein 1.6km langer Tunnel. Bin heil in Lecco angekommen und habe ein Hotel direkt am Bahnhof gefunden. In Lecco habe ich gutes Kartenmaterial gefunden. Bin Happy und konnte sogar noch eine Stunde am See die Sonne geniessen.

Tag 9 - 03.05.2007

Bin von Lecco mit der neuen Karte bis nach Trezzo gelaufen. Der heutige Tag war "Riesenscheisse". Soviele Autos und Lastwagen. Man kann sich das nicht vorstellen. Auf jeder noch so kleinen Strasse Autos, Autos, Autos. Ich bin halt nahe an den Ballungszentren Milano Monza. Wenn sich das nicht bessert flippe ich aus. Man war ich froh alleine zu sein, so konnte ich mich selber "anhässeln".

Tag 10 - 04.05.2007

Heute muss ich weg von diesen grossen Ortschaften. Weg weg weg - einfach nach Süden. Um 9Uhr fing es an zu (Sorry für das Wort) es fing an zu pissen. Wie aus Kübeln! 1000 Lastwagen spritzen mich vollkommen nass. Um 13Uhr30 sehe ich unter einer Brücke eine Stelle 3x3m die trocken ist. Dort setze ich mich in den Dreck und bin echt am Ende. Ich rufe ins Büro an und erkundige mich nach dem Wetter. Wenn es nicht bessert gebe ich auf. Hurra morgen noch etwas Regen und dann wird es schön. Ich entscheide mich spontan das Zelt hier, wo ich gerade bin, aufzuschlagen und versuche einfach zu schlafen. Um 19Uhr kommt ein Bauarbeiter und will mich davon jagen. Man es regnet! Ich kann ihn überreden mich auf der Baustelle übernachten zu lassen.

Tag 11 - 05.05.2007

Das war eine kalte, laute und nasse Nacht. Ich musste ab und zu kontrollieren ob der Bach neben mir nicht über das Ufer tritt, denn er schwoll laufend an. Wirklich geschlafen habe ich nicht. Meine Körpertemperatur ist jetzt wahrscheinlich nicht mehr als 10Grad :-) Ich steige gleich in die nassen Kleider und laufe los. Hoffe ich kriege warm. Mein Ziel heute ist Lodi. Hoffentlich finde ich dort einen Herberge oder ein Hotel. Hurra heute hat das Wetter aufgetan. Bin bei Sonnenschein in Lodi angekommen. Es ist einfach genial. Im Dorfzentrum lege ich mich an die Sonne und geniesse die Wärme. Das Zimmer das ich gefunden habe ist schön. Alle Wäsche habe ich gewaschen und vor dem Fenster aufgehängt. In Italien macht man das so :-)

Tag 12 - 06.05.2007

Habe heute Lodi verlassen und bin bei schönem Wetter über den Fluss Po nach Castel San Giovanni gelaufen. Der Fluss Po stinkt grausam. Er ist an der Stelle etwa 300m breit. Trotzdem ist es ein cooles Gefühl nun auch den Po zu Fuss überquert zu haben. Heute ist überall Feststimmung. Ich durchquere viele Orte mit freundlichen Leuten. Hier in Castel San Giovanni habe ich eine verschimmelte Herberge gefunden. Besser als das Zelt ist es allemal. Ich nehme das Zimmer. Das Dorf ist nicht speziell schön. Da ich sowieso Schmerzen in den Füssen habe, übrigens wie jeden Abend, gehe ich früh ins Bett. Das Bett ist voller fremder Haare. Was soll's :-)

Tag 13 - 07.05.2007

Bin heute via Semino Nicomario nach Panetto und von dort blöderweise via das Schloss oder die Burg "Rocca die Olgisio" nach Pecorara gelaufen. Es ist heiss und ich habe Durst. Heute schlafe ich im Zelt. Dieser Tag war schön, warm und sehr streng.

Tag 14 - 08.05.2007

Die Nacht im Zelt war recht angenehm. Heute geht es via den Passo del Penice nach Bobbio, immer dem Meer entgegen. Der Weg über den Pass ist sehr streng. In Bobbio habe ich ein kleineres Problem mit der Polizei, weil ich im Zentrum an einem Brunnen eine halbe Stunde geschlafen habe. Ich stinke dermassen, dass mich niemand verhaften wird :-) Anschliessend bin ich in Richtung Genua ins "Tal der Schlangen" wie ich es nenne. Ich habe viele Schlangen gesehen. Eine lebendige Vipper auf der Strasse, war sicher 1m lang und nicht ganz freundlich gestimmt, weil sie angefahren wurde. Ich hätte ihr gerne geholfen, hatte aber keine Möglichkeit dazu. Schade um das schöne Tier. Diese Nacht im Zelt im "Tal der Schlangen" wäre was für meine Frau Judith gewesen :-) Jedes Rascheln hätte sie bestimmt in Wallung gebracht.

Tag 15 - 09.05.2007

Bänziger hat wiedermal gut geplant! Heute ist Mittwoch - und am Mittwoch haben die Läden am Nachmittag geschlossen. D.h. es gibt eine Hunger-Nacht, denn ich kann nichts einkaufen. Ich laufe gleich dem Passo della Scoglia entgegen. Der Pass kann direkt mit der Hochalp verglichen werden, genau so sieht es hier oben aus. Ich sehe auf das Nebelmeer unter dem Genua liegen muss. Die Abendstimmung ist einfach genial. Einem Pferdehirten, mit noch einem Zahn im Mund, erkläre ich meine Reise. Ich bin sicher, er weiss gar nicht wo die Schweiz liegt. Nach vielen Stunden habe ich den Pass erreicht. Es sieht hier aus wie in Kanada. An einem Bach schlage ich das Zelt auf. Ich denke viele Leute hätten Angst ganz alleine am Arsch der Welt, alleine im Zelt zu übernachten. So wie ich nun stinke, kann mir garantiert nichts passieren.

Tag 16 - 10.05.2007

Die Nacht war kalt und feucht. Die Kleider sind über Nacht nicht trocken geworden. Nach, nacheinander nun drei Nächten im Zelt und sicher über 100km Wegstrecke, mache ich keinen sehr gepflegten Eindruck mehr. Sogar die Mücken meiden mich. Heute will ich das Meer erreichen. Was wäre so ein Tag ohne ein Fehlentscheid. Eben bin ich den Weg über den Passo del Crocetta gehumpelt. Man bin ich blöd! Der Pass geht von praktisch 0m auf 599m über Meer hoch. Das geht denkt man, nur bin ich heute sicher schon über 30km gelaufen und bin nun echt am Ende. Aber ich kann das Meer sehen. Ein gewaltiges Gefühl :-))))
Es ist heiss und mein Wasser ist alle. Meine Füsse tun mir nun wirklich sehr, sehr weh. Ich habe echt bammel nun noch sicher 8km herunter laufen zu müssen. Hoffentlich finde ich Wasser! Es ist nun 20Uhr. Ich bin in Rapallo am Meer angekommen :-))
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das Meer zu Fuss erreicht zu haben. Ich würde die Reise "sofort" wieder antreten.