Ich habe mich entschieden am 20.06.18 meine vierte Reise anzutreten. Da der Weg an die Ostsee doch arg weit ist, muss ich diese Wanderung in zwei Etappen machen. Meine erste Etappe geht von meinem Zuhause direkt nach Prag. In der zweiten Etappe werde ich voraussichtlich von Prag via Berlin an die Ostsee laufen. Allenfalls nehme ich aber auch den Weg durch Polen.
Langsam aber sicher muss ich mich vorbereiten. Das Zelt habe ich schon mal aufgestellt und imprägniert. Anhand der Rüstliste werde ich am Wochenende meinen Rucksack packen. Ziel ist es, dass dieser weniger als 10kg wiegt. Drei Wegpunkte stehen nun fest. Bregenz, Wangen, Leutkirch. Hier finde ich mit etwas Glück ein Zimmer. Ein leicht mulmiges Gefühl habe ich schon im Magen.
Um 5 Uhr habe ich meinen Rucksack optimal gepackt und eingestellt. Anschließend ging es noch in den Garten um Alpakamist zu sammeln und auf einer anderen Weide zu verteilen. Seit einer Woche wollte ich das schon tun :-) Wie geplant habe ich Daniela um 7:30 umarmt und mich verabschiedet. Ganz ohne Tränen ging es nicht.... via St. Anton, Berneck, Fussach bin ich nach Bregenz gelaufen. 29.3 km zeigte das GPS am Schluss an. Es war heiss heute, fast 30 Grad. Jetzt bin ich im b&b Sonne und werde früh schlafen. Ah noch was. Hatte heute tolle Begegnungen...mehrere Würmer gerettet, ein Bauer hat mich eingeladen Kirschen zu essen so viel ich will. Eine Verkäuferin in der Bäckerei hat mir einfach so die Hand gegeben und mir Glück gewünscht. Einem verwahrlosten Bettler habe ich einige Euros gegeben. Er ist fast ausgetickt vor Freude....
Von Bregenz bin ich am See entlang via Lindau direkt nach Wangen gelaufen. Mein Garmin GPS ist Hammer gut. Das Ding führt einen durch Wiesen und Wälder weg von grossen Strassen. Allerdings ist der Weg darum auch immer etwas weiter. So wurden es gestern wieder 30km. Meine Oberschenkel brennen arg. Nach jeder Pause ist der Schmerz recht arg. 7 auf einer Skala bis 10. In Wangen angekommen lief ich durch eine Zigeuner Wohnwagen Siedlung. Ein kleines Mädchen 6 Jahre alt ist mir einfach ein km gefolgt. Sie redete französisch und hat mich vollgequatscht. Irgendwann drehte Sie um und ging zurück. In Wangen ein Zimmer zu finden war einfach. Habe eine Hammer-Bude ganz günstig gefunden.
Die Wanderung von Wangen nach Leutkirch war in Ordnung aber nicht speziell schön. Der Weg laut GPS war 26km. Mir fällt auf, dass die Leute in der Gegend auf der Strasse verschlossen sind - liegt es an meinem Äusseren? - liegt es an meinem Geruch? - ich weiss es nicht :-) Heute habe ich mir vorgenommen bis genau 10km vor das Ziel zu laufen und dann für eine halbe Stunde in die Sonne zu liegen. Lustig war, dass genau an der Stelle eine kleine Kapelle ohne gedüngten Boden stand. Habe toll geschlafen und wurde nicht von Bremen attackiert :-) Nach der Pause waren die restlichen 2 1/2 Stunden ein Spaziergang. Bin nun in einem christlichen Hotel angekommen. Alle sind voll nett und mein 60 Euro Zimmer ein Hit. Der Wasserstrahl in der Dusche hat mehr Druck als der Feuerwehrschlauch der Feuerwehr Wald...
Die Strecke Leutkirch Memmingen war vielseitig. Mal der Autobahn entlang, mal auf Landstrassen ging es aber die meiste Zeit durch Wälder und an Seen entlang. Ich konnte es nicht lassen am Flugplatz Leutkirch noch halt zu machen und einige coole Filme von landenden Flugzeugen aus nächster Nähe zu machen. Ich kenne den Flugplatz ganz gut und bin hier schon oft selber gelandet. Habe mir wieder vorgenommen genau 10 km vor dem Ziel eine Pause einzulegen machen und was zu essen. Auf den Meter genau bin ich an der Hütte am See gelandet und konnte völlig ungestört auf einer Bank etwas schlafen. Erst nach 19 Uhr bin ich in Memmingen angekommen und war echt müde. 32km bin ich heute gelaufen da spürt man die Füsse schon etwas.
Beim Verlassen von Memmingen habe ich bei einer Kirche noch Orgelmusik gehört. Orgeln faszinieren mich sehr, darum bin ich rein gegangen. Die Kirche war noch menschenleer. Der Organist hatte das Instrument voll im Griff und toll gespielt. Nach einiger Zeit ging ich weiter direkt Richtung Augsburg. 82km trennen mich noch von der Stadt. Die Wanderung durch Wiesen und Wälder war heute krass schön. Nach 32km habe ich Ausschau nach einem Zimmer gemacht. Es gibt nichts in der Gegend. Darum habe ich in einem Wald mein Zelt aufgeschlagen. Es regnet ganz leicht. Bin nun im Zelt es ist halb neun und ich habe kalt. Mein Schlafsack wird sicher warm geben. Esse noch was und werde dann die Lebensmittel in Plastik verstauen um keine Wildschweine an zu locken. Es gibt hier einige durchwühlte Stellen.
Ich bin früh morgens los. Die Nacht im Zelt war gut. Nur einmal machte irgendwelches Getiere mitten in der Nacht mega Lärm. Liess mich aber kalt. Leider musste ich das feuchte Zelt und den feuchten Schlafsack so verstauen. Ich bin heute bis Fischbach gelaufen. Fast alles auf dem Jakobusweg wie die Leute ihn nennen. Ich hatte Hoffnung dort ein Zimmer zu finden. Ging leider schief, da es ausgebucht war, wie der Wirt im Gasthaus Traube meinte. Ich ging darum zum Dorfrand und breitete mein noch nasses Zelt aus, ass was und schlief durch.
Heute Morgen um 7 Uhr wachte ich auf. Mein Körper war etwa so warm wie gefrorenes Schweinefleisch. Ich verliess das Zelt um mich anzuziehen. Leider merkte ich erst spät, dass ich in einem Ameisennest stand. 100 Ameisen krabbelten an mir hoch. Als ich auch noch eine Zecke aus dem Zelt befreien musste fing der Tag ja gut an. Nachdem ich die Zähne geputzt hatte freute ich mich auf den Bäcker...Dienstag geschlossen stand an der Türe. Zum Glück hat mich eine Frau begleitet und mir eine andere Bäckerei gezeigt. Ich konnte genügend Wasser für den Trip bis Augsburg kaufen. Heute ging ich fast den ganzen Tag im Wald. Genau 10km vor dem Ziel stand ich vor einer Bank. Hier schlief ich etwas und verpflegte mich noch ein letztes Mal. Die Wanderung in die Stadt Augsburg war ok. Augsburg ist eine grosse Stadt. Ich bin nun im Hotel Ibis. Ist eher teuer fast 100.00 pro Nacht. Ich habe mich entschieden am 27. Juni ein Tag Pause zu machen. In den letzten 7 Tagen bin ich doch jeden Tag rund 30km gelaufen. Rückblickend eine wunderbare Woche mit tollen Eindrücken, Bekanntschaften und nur guten Erfahrungen.
Eine Woche bin ich nun unterwegs und bin im Durchschnitt 30km gelaufen. Da das GPS im Wandermode ist, laufe ich etwas kompliziertere, aber auch viel schönere Wege. Im Biker-Mode wäre ich zwar schneller die Wege aber viel hässlicher. Heute habe ich in Augsburg ein Tag Pause genossen und mir die Stadt und das Mozart Museum angeschaut. Eine tolle Stadt. Alle Kleider sind gewaschen und die Schuhe frisch imprägniert, da mit etwas Regen am Donnerstag zu rechnen ist. Mein Proviant ist etwas Brot, Käse und Landjäger. Die sind leicht und haben viele Kalorien. Das spart Gewicht. Freue mich auf das Teilstück Augsburg Ingolstadt Regensburg.
In Augsburg bin ich heute früh los und hatte wegen eines Datenpaketes noch einigen Trouble. Konnte das aber lösen und bin wieder mit der Welt verbunden. Ich nahm heute Kurs Ingolstadt und geplant war, dass ich soweit laufe wie nur möglich und dann im Zelt schlafe. Leider hat es um 11Uhr angefangen zu Regnen. Erst nur leicht, später schüttete es wie aus Kübeln und hörte den ganzen Tag nicht auf. Um 17 Uhr fragte ich schon leicht frustriert eine Frau in einem Dorf, ob es hier eine Schlafgelegenheit gibt, da ich völlig durchnässt war. Sie meinte östlich 10km gäbe es was. Über Trivago suchte ich mir eine Bude und buchte das Zimmer. Der Weg ins Dorf ging mehrheitlich durch den Wald und wie sollte es auch anders sein auch über einen Hügel. Müde bin ich in Aichach angekommen und heute mit der Kirche ums Dorf gelaufen. Den Weg zum Hotel drei Bären Inn musste ich suchen. Leider war wegen des Regens kein "Schwein" auf der Strasse den ich fragen konnte. Mein Handy mit Google Maps, spinnte völlig und liess sich wegen den Regentropfen fast nicht bedienen. Das doofe Hotel war 3.4km weiter Richtung Osten. Ich musste eine stark befahrene Strasse nachlaufen. Diese war voll Schlaglöcher und Pfützen. Einige Autofahrer, welche ihr Grosshirn nur per Irrtum bekommen haben, fuhren voll durch die Pfützen und spritzten mich voll nass. Irgendwann habe ich den Stock in die Strasse gehalten damit die Penner einen Bogen fahren müssen. Ganz ungefährlich war die Situation nicht. Total am Boden zerstört, müde und nass und frustriert, bin ich im Hotel angekommen und bin gerade dabei alles nasse auf zu hängen damit es über Nacht hoffentlich trocknet. Vor lauter Frust habe ich mir eine ganze Tafel schwarze Schokolade in den Kopf gestopft. Jetzt geht es mir besser. Werde nun schlafen...
Wandertechnisch war der heutige Tag anspruchsvoll und abwechslungsreich. Etwas oft Teerwege und Wege mit hohem Gras und Brennesseln. Nach 30km ist genug und ich habe mir eine kuschelige Stelle im Wald gesucht und mein Zelt aufgeschlagen. Heute machte ich einige Bekanntschaften mit Fremden und plauderte lange, resp. hörte mehr zu. Eine Frau mit Hund an der Leine stürzte vom Velo weil ihr Hund erschrak und auf die Seite riss. Ist aber nichts weiter passiert. Nur eine kleine Schürfwunde. Vorbildlich war die Hilfsbereitschaft der Autos die vorbei kamen. Schon das erste Auto, von einer Frau gefahren, hielt an und wollte helfen.
Bin verschlafen im Wald. Doof! Wollte doch früh los damit ich zeitig in Ingolstadt ankomme. Aber es sind ja nur noch 25km d.h. 6 Std. Laufzeit. Für die Erstellung der Packung brauche ich locker 45 Min. muss nur endlich den Arsch aus dem so schön warmen Schlafsack bekommen. Bin nach 9Uhr erst los und habe mein Zeltplatz wie gewohnt absolut sauber verlassen. Für das "grosse Geschäft" buddle ich jeweils ein Loch in den Waldboden damit anschliessend alles sauber zugedeckt ist. Schon nach wenigen km habe ich jemanden getroffen der mir erklärte wie ich einen Bäcker finden kann. Dort bekam ich auch Kaffee und trank ihn draussen auf der Treppe. Es ging nicht lange bis drei Kinder um mich waren. Trotz meines besten Hochdeutsches verstanden wir uns nur mässig. Das Bayrisch in der Pampe draussen ist nicht einfach zu verstehen. Auf jeden Fall rief ein Junge: " Du Opa cums mol hee, dee Monn do draussen redets gonz comisch" so viel zum Hochdeutsch. Gestärkt mit einer Leberkäs Semmel trampelte ich nach Ingolstadt. Die Wanderung war heiss und ging an vielen Spargelfeldern vorbei. Ein tolles Erlebnis war als ich an die Donau kam. Sass einige Zeit ans Ufer und genoss die Abendstimmung. Später kämpfte ich mich in die Altstadt durch ein riesiges Afrikaner Bier-Fest mit schlechter und zu lauter Musik zu meinem Zimmer. Die Dusche die ich eben hatte war göttlich. Muss nun was zum Essen organisieren und geh dann zeitig ins Bett.
Von Ingolstadt bin ich etwas spät los. So um 9:30 stöberte ich immer noch in der schönen Altstadt rum. Nun ging es los. 30km immer an der Donau entlang. Immer dieselben Schotterstrassen, hart wie Beton. Kaum Schatten und keine Wolken. Schon nach 10km musste ich die erste Pause einlegen. Meine Mundharmonika funktionierte zum Glück wieder, hatte ich sie doch Stunden vorher mit in die Dusche genommen weil ein Ton klemmte. Ich brauchte nun was um mich ab zu lenken. Stümplein zum Rauchen sind vor 3 Tagen ausgegangen. Bei Km 17 bin ich in den ersten Biergarten um Wasser zu trinken. Bier gegen Durst wäre das allerletzte. Ein Mann neben mir (Bruno) fragte mich ob ich mich zu ihm setzen wolle. Ein Schweizer... der erste den ich treffe seit 12 Tagen. Bruno macht eine grosse Inn/Donau Radtour. Wir haben zu lange geplaudert. Plötzlich musste ich los um noch vor 8 Uhr in Neustadt an zu kommen. Müde, von der Sonne geschmort humpelte ich ins Dorf. Im Moment habe ich 3 grössere Blatern die beim Laufen arg drücken. Mein Durst war enorm, ich habe mein ganzes restliches Wasser aufgebraucht um einen Wurm zu reanimieren. Ich denke er wird wieder. Irre fühle ich mich grade, weil ich eben ganz unten im Rucksack einen ganzen Liter Wasser finde...Habe somit 1kg 32km weit unnütz mit geschleppt...
Von Neustadt an der Donau bin ich heute früh weg. Bei beiden Füssen fast an derselben Stelle habe ich eine Blater tief im Fersen. Die schmerzen sind grad arg. Auf einer Skala 1...10 würde ich sagen 8. Per Zufall bin ich am Kloster Weltenburg vorbei gekommen. Der Ort an der Donau Enge ist sehr touristisch. Bei dem Kloster wird spezielles Bier gebraut. So sassen auch 100 Leute, mehr oder weniger gedusselt im Biergarten. Ich ging vor einem Bier, direkt hoch zum Kircheneingang und betrat eine leere Kirche. Mit offenem Mund betrachtete ich die Baukunst. Altes, gepaart mit Uraltem, geschwungene Marmorsäulen und viel Fels und altes Holz - krass schön. Auch die Malereien und die alte Orgel - ein Gedicht. Ich bin tief Beeindruckt von der Schönheit. Heute bin ich von Neustadt bis hier nach Kelheim gehumpelt. Zum Glück fand ich einfach eine Bleibe im Hotel Dormero. Ich buchte via Webseite online am Stadtrand (ehrlich gesagt im Friedhof, war eine Abkürzung) und bekam ein Zimmer zu einem Hammerpreis. Das Dormero ist mitten im Städtchen und echt klasse. Nun widme ich mich meinen Füssen, mache Wechsel Duschen und Massage. Ich mache mir diesbezüglich Sorgen. Da ich müde bin von der abwechslungsreichen Wanderung bin, werde ich früh schlafen.
Die heutige Wanderung von Kelheim nach Regensburg war wie erwartet streng und weiter als geplant. Aus den angenommenen 26 km wurden am Schluss 35km. Dummerweise habe ich mich auf einen Menschen statt auf die Technik verlassen, was zu einem Umweg führte. Dummerweise leide ich im Moment an Blasen. Bei einer Quelle mit Bänklein machte ich Mitte Nachmittag Pause und bereitete meinen Operationstisch vor. Mit einem Feuerzeug sterilisierte ich die Nadel und schaffte es eine gewisse Erleichterung zu erreichen. Das Wasser der Quelle ist gemäss Auskunft von zwei Ansässigen einwandfrei und war toll kühl, was bei 29 Grad genau das war was ich brauchte. Mein GPS gab an der Stelle noch 8.4km bis Regensburg an. Ein Hergelaufener Wandersocken- statt Schuhe tragender Ökofreak meinte, dass der Weg so nicht gehe und ich unbedingt an der Donau nachlaufen soll. Es sei viel schöner als der Weg durch den Wald und nur ganz wenig weiter. Ganz wenig ... der Weg war viel länger, kein Schatten, viele Autos und Velos und die so als wunderbar angepriesen Eisenbahnbrücke war der Hass. Ab heute verlasse ich mich nicht mehr auf solche Empfehlungen. Müde und abgekämpft mit Schmerzen in den Füssen habe ich eine Bleibe in der Altstadt angesteuert die noch halbwegs zahlbar war. Habe noch länger mit meiner Frau Daniela und Nando telefoniert und ging dann ohne was Gescheites im Bauch schlafen.
Trotz leerem Bauch habe ich prächtig geschlafen. Beim ausgiebigen Duschen bemerkte ich nicht einen Spalt in der Duschwand. Als ich die Dusche verliess war der ganze Raum mächtig unter Wasser. Habe viel Zeit gebraucht bis ich den Raum trocken bekommen habe. Nach dem Frühstück besuchte ich noch den Regensburger Dom. Da heute Abend ein Orgelkonzert stattfindet, war jemand am Orgel spielen. Der Sound der riesigen Orgel wirkte für mich etwas kalt. Aber es war schon beeindruckend die riesigen Pfeifen zu sehen und zu hören. Mir fiel auf beim rumstöbern, dass mich viele Leute anschauten. Beim raus gehen war alles klar, denn von den 6 Verboten auf einer Tafel habe ich 4 verletzt. Nach dem Dom ging ich noch viel Wasser einkaufen und wollte auf einer Bank tschechische Kronen wechseln. Keine Chance. Muss das nach Grenzübertritt dann machen. Aber offensichtlich nehmen sie dort auch Euros. Heute bin ich wieder auf dem Jakobsweg gelandet und an der Walhalla vorbei gekommen. Ein beeindruckender Bau. Im WC konnte ich mein Wasservorrat ergänzen, da ich bei der hohen Temperatur viel trinke. Von der Walhalla bin ich noch etwa 20km durch hügeliges Gelände gelaufen. In einem Buchenwald habe ich mein Zelt aufgeschlagen und mich mit Schokolade und Brot verpflegt. Morgen möchte ich so weit wie nur möglich kommen. Cool wäre Cham zu erreichen. Aber ich denke nicht, dass ich über 40km schaffen werde, da ich noch immer mit Blasen kämpfe die Schmerzen bereiten.
Mein Zelt habe ich früh verlassen und bin nach Brennberg gelaufen, weil es dort ein Einkaufsgeschäft gibt. Am Laden Eingang hängt ein grosses gelbes Schild "Betteln und Hausieren verboten". Die Frau im Laden hat mich von oben bis unten gemustert als ich den Laden betrat. Natürlich sieht man 36 Std. nach der letzten Dusche und nach 35km Wanderung nicht mehr so frisch aus. Ich kaufte mir Wasser und Brötchen und schwarze Schokolade. Den 10 Euro Schein begutachtete die Frau genauestens, könnte ja sein, dass er falsch ist. Provokativ habe ich mich vor dem Laden auf die Treppe gesetzt und dort gegessen und noch etwas mit Zu Hause gechattet und meinen Lehrling angesabbert, weil eine einfache Transfer Funktion in einer Software, welche er schreiben muss immer noch nicht geht. Nun ging ich los. Bergauf, Bergab, Bergauf, Bergab... bin an einer Wallfahrtskirche und durch einen Wald gelaufen in dem viele Kreuze standen und gerahmte Heiligenbilder an Bäumen hingen. Irgendwie düster. Im Dorf Falkenstein beim Edeka kaufte ich nochmals Wasser und wartete ab bis ein Sommergewitter nachgelassen hat. Ein gestylter Radrennfahrer fragte mich wohin ich will. Und meinte mein GPS zeige keinen guten Weg. Lang und breit erklärte er mir eine Route die zwar länger aber viel schöner sei... das kam wir irgendwie bekannt vor. Ich entschied mich für den direkten Weg, was bestimmt Weise war. Mit Freuden bin ich an einer grossen Wind Turbine vorbei gekommen die zischend eine Menge Strom produzierte. Gerne hätte ich gleich dort geschlafen aber der Boden war zu steinig und uneben. In einem Wald unweit der Turbine erleichterte ich mich von den Kirschen vom Baum bei der Turbine, welche mir nicht gut taten und schlug mein Zelt auf. Das nächste Ziel ist Cham und liegt nur 17km entfernt. Dort nehme ich mir ein Zimmer um mich auf den Grenzübertritt nach Tschechien vorzubereiten.
Zwischen Roding und Schorndorf habe ich im Wald übernachtet. Am Morgen war es noch so schön im Schlafsack, dass ich mich kaum überwinden konnte raus zu krabbeln. Nach 7 Uhr gab ich mir einen Ruck. Nachdem alles gepackt war ging ich los. Etwa 30 Minuten vor dem Eintreffen in Cham fing es an stark zu regnen. Da ich annahm es regne nun längere Zeit so, deckte ich den Rucksack ab und zog meine Regen Jacke an und ging weiter. Dummerweise wäre nur 10Min. später das gröbste vorüber gewesen. Hätte ich nur kurz gewartet. Tief nass kam ich in mein 60 Franken Hotel. Eine versnobte Bude mit 4 Sternen. Aber ich habe mein Zimmer bekommen und konnte alle meine Wanderkleider waschen. Nun hängen überall in der Bude Sachen zum Trocknen. Auch den Schlafsack habe ich ausgelegt. Die Hauptkirche in der Stadt ist innen ganz toll dekoriert und mein Döner-Teller war gigantisch fein. Im Moment macht mir Sorgen, dass mein GPS keine gute Karte der Tschechei zeigt und es scheinbar nicht möglich ist via Android und Bluetooth eine Karte zu laden. U.U. muss ich mir irgendwie Papierkarten besorgen, was sicher schwer werden wird. Aber morgen Abend weiss ich mehr. Jetzt erstmals trinke ich eine Dose Bier und telefoniere noch mit Zu Hause. Morgen sieht die Welt vielleicht rosiger aus als grad jetzt.
Die Waschaktion in Cham war dringend nötig. Sowohl von den Kleidern wie auch von mir. Um 7 bin ich zum Frühstück und sass neben irgendwelchen BMW Leuten, welche über Not in der Welt redeten währenddessen ihr Teller gehäuft mit Lachs, Speck und Ei vor Ihnen stand. Hat mich grad etwas belastet. Bin früh los und bis Furth bei Wald gelaufen. Das waren nur noch 20km. Mittlerweile bin ich so fit, dass das keine Distanz mehr ist die mich stressen würde. Furth kam mir so vor wie Bergen im Film "die Sch' tis". Das Dorf ist am Ende von Deutschland am abgelegensten Ort den es wohl gibt. Praktisch jeder Mann den ich sah stand mit einer Flasche Bier da. Ein Mann sass vor einem Geschäft mit einen Jungen, kaum 14. Beide mit einer Flasche Bier. Ihm fehlten vorne die Zähne. Ich fragte ihn ob es in dem Dorf ein Lebensmittel Geschäft gibt. Seine Antwort "JA". Meine zweite Frage und wo bitte ist es..... Wahrscheinlich war das ein Asperger Autist :-) Nach langem Suchen und viermaligem Fragen fand ich den Laden. Für den Grenzübertritt kaufte ich mir ein RedBull und Kirschen und ging weiter Richtung Tschechien. Auf einem Wanderweg kam ich zur Grenze. Tränen in den Augen versperrten mir die Sicht. Zum Glück gibt es keine Zöllner mehr. Wäre zu peinlich gewesen. Für mich ist es schon eine Hammer Leistung von zu Hause aus, zu Fuss bis nach Tschechien gelaufen zu sein. Ich verweilte eine Stunde am alten Zollhäuschen, welches nicht grösser als unser Hühnerstall ist. Durch einen wunderschönen Wald ging ich noch weiter bis Babylon. Der Wald ist so schön, dass ich keine Lust hatte noch ein Zimmer zu suchen und habe hier mein Zelt aufgeschlagen. Mein Abendessen Milka Schokolade mit Kümmel Brot mundet mir sehr. Es ist jetzt völlig Dunkel. Für ein kleines Geschäft, muss ich leider jetzt kurz raus aus dem Zelt. Vermutlich warten schon hundert Mücken auf mich.
In einem Waldstück kurz vor Babilon habe ich auf einer Moosmatratze prächtig geschlafen. Mein Ziel für diesen Tag war es einfach möglichst nahe an Pilsen zu gelangen. Was ich nicht wusste, nur 200m entfernt hätte es eine kleine Pension gegeben. Da es schon am Eindunkeln war als ich das Zelt aufstellte konnte ich das nicht sehen. Bei Bischoftenitz konnte ich an einem Bankomaten mit der Master Card einige Kronen holen. 20 Kronen sind etwa 1 Franken und trinken und was essen. Die Leute können definitiv kein Englisch und nur mager deutsch. Die Verständigung wird zunehmend schwieriger. Im Moment bin ich in Vranov in einer kleinen Pension. Die Nacht für 29 Franken für ein prächtiges Zimmer ist super. Allerdings Frühstuck gibt es nicht. Muss versuchen im nächsten Dorf was zu kaufen. Mein letztes Stück Brot und Schokolade habe ich eben verdrückt.
Eigentlich wollte ich heute um 7 los aber habe verpennt. Es war weise, dass ich das Zimmer genommen habe, denn in Stankov gibt es kein Hotel. Zusammen mit einer Frau und ihren Kindern bin ich den Wald hoch gelaufen. Mit ihr konnte ich mich sehr gut in Englisch unterhalten. Nach einem Kilometer trennten sich unsere Wege. Sie konnte es nicht fassen, dass jemand zu Fuss von der Schweiz hierhergekommen ist. Sie kennt Appenzell ganz gut, da sie manchmal in Österreich campen und Ausflüge zu uns machen. Ihr ist die Schweiz viel zu teuer. Oben auf dem Hügel musste ich feststellen, dass Pilsen noch 48km entfernt ist. Habe alles versucht eine schnellere Route zu finden. Der Strasse 29 zu folgen wäre schneller gewesen aber zu gefährlich. Da ich heute einige Zeit mit verschiedenen Leuten verplappert habe, eine Blindschleiche begutachtet und einen grossen Käfer von enorm aggressiven Ameisen gerettet habe war ich etwas spät dran. 10km vor Pilsen bin ich in einem Waldstück nun im Zelt. Eben habe ich festgestellt, dass ich gar nicht ganz in die Stadt rein muss und gemäss Google Maps sind es nur noch 101km bis Prag. Google Maps ist aber für Wanderer nicht gut geeignet. Es wählt zwar schnelle aber auch gefährliche Wege aus. Leider ist die Wetterprognose für Morgen nicht gut. Das stinkt mir grad etwas, zumal es eben anfängt zu regnen. Ich lege mich jetzt schlafen.
Habe nicht so gut geschlafen. Der Boden war uneben und hart. Am Morgen war alles feucht und ich hatte Kalt. Eingang Stadt Pilsen fand ich einen Coop. Mit unserem Coop hat das nichts gemeinsam. Aber ich konnte doch Wasser und was zum Knabbern kaufen. Heute lief ich um Pilsen herum. Die Stadt ist echt gross und laut. Leider fing es gegen Mittag an zu Gewittern. Blitze krachten und der Sound war irgendwie anders als gewohnt. Den halben Tag lief ich bei Regen und bin echt froh hier in Rokycany ein Zimmer in einem B&B gefunden zu haben. Nun hoffe ich meine Kleider trocknen über Nacht. Der Tag war nicht so gut. Schlechtes Wetter und etwas Ärger im Geschäft. Eine Dose Bier holte ich mir eben noch an einer Tankstelle nur einige Schritte vom Zimmer entfernt. Die genehmige ich mir nun und werde früh schlafen um morgen zeitig weiter zu laufen. 98km trennen mich noch von Prag. Ich möchte das in 3 Tagen schaffen.
Die Nacht in der Pension war nicht so ideal. In der Nacht zwickte es mich überall. Mit der Taschenlampe untersuchte ich das Bett. Es gab hunderte kleine Punkte. Ohne Mikroskop konnte ich nichts erkennen. Vielleicht waren es Hühner Milben, denn der Hühnerstall grenzt an das Zimmer. Habe das Leintuch ausgeschüttelt nachts um 2 Uhr und alles umgedreht. Um 5 Uhr stellte ich fest, dass meine Kleider die ich gewaschen habe noch nass sind. Es gelang mir einen Gasofen in Gang zu bringen. Damit wurde noch alles trocken. Heute bin ich über 40km gelaufen. Ohne nennenswerten Schmerzen. Bin genau in der Mitte zwischen Rokycany und Rudna Das Zelt habe ich in Schlosswald aufgebaut. Morgen hoffe ich auf ein Zimmer in Rudna. Wenn es nichts wird schlafe ich halt wieder im Zelt.
Heute bin ich 36km schmerzfrei gelaufen. Einzig der Rucksack drückt mit der Zeit etwas auf den Schultern. Ich bin 5km vor Rudna und habe mein Zelt in einem Wald aufgestellt. Es hat arg viele Krabbeltiere, welche sich einen Spass draus machen, über das Zelt zu laufen. Vor einem Riesenkäfer ekelte es mich grad etwas. Ich habe ihn runter buxiert. Die Wanderung heute war extrem streng. Ich hätte nie erwartet, dass ich in der Gegend über richtige Berge steigen muss. Heute kam ich echt ans Limit meiner Kräfte. Morgen erreiche ich Prag. Es sind nur noch 23km bis ins Zentrum. Ich freue mich auf ein geregeltes Zu Hause. Das Leben als "Obdachloser" ist gar nicht so einfach. Die Reise hat mir schon sehr die Augen geöffnet.
Die letzte Nacht im Wald vor dem Städtchen Rudna war angenehm und bequem auf dem Laub. Es hatte etwas viele Krabbeltiere, Käfer und so die über das Zelt liefen. Um 4 Uhr erwachte ich ab dem Vogel Gezwitscher und dem Geräusch der Turbinen der Flugzeuge die in Prag landeten oder starteten. Alle Geräusche sind Musik in meinen Ohren. Um 6 Uhr stand ich auf und um 7 lief ich los. Durch Wald, Wiesen und Felder gelangte ich nach 15km in die ersten Vororte von Prag. Ich fand unterwegs viele Kirschen und feine Pflaumen. Entgegen dem Rat meiner Frau ass ich Berge davon. Daraus resultierte später ein Notfall :-) In einem Wäldchen konnte ich das als geübter Wildcamper lösen. Grins. 10km lief ich durch Prag direkt ins Zentrum. Nach dem Schluss-Foto übermannte es mich. Erst jetzt realisiere ich langsam, dass meine Reise nun beendet ist. Obwohl ich praktisch pausenlos 24 Tage gelaufen bin und jeden Tag sicher 30km gemacht habe, geht es mir super. Keine gröberen Schmerzen und die Blasen sind mehrheitlich verheilt. Morgen gehe ich möglichst früh zum Bahnhof und fahre per Zug heim zu meinen Liebsten.