Habe mich mit der Reise nach Prag befasst. Die Buchung über SBB ist teuer und die Reise dauert 12 Std. Via eBookers habe ich einen günstigen Flug gefunden und gebucht "Sichuan Airlines CHF 47.--". Am Samstag Nachmittag werde ich ankommen und dort Proviant für den ersten Wandertag einkaufen. Je nach Temperatur, 3-4lt Wasser, Apfel, Brot und natürlich Schokolade.
Bin gut in Prag angekommen und übernachte in einem Hotel.
Vom Hotel im Süd-Westlichen Teil von Prag bin ich zeitig losgelaufen richtung Prag City. Mein GPS spuckt, darum bin ich per Kompass 350 Grad immer nach Norden durch Prag gelaufen. Nach einigen Stunden habe ich die letzten Häuser hinter mir gelassen und auf mehr oder weniger idealen wegen nach Uzice gewandert. Habe arg Oberschenkel brennen. 29km waren für den Anfang etwas viel. Habe ein hammer Zimmer für 40 Fr. gefunden mit einem echten Leopardenfell am Boden mit Kopf :-) Gruselig und gar nicht mein Stil!!
Da ich mich gestern früh schlafen gelegt habe, dachte ich ein Wecker wäre nicht nötig. Habe voll verpennt und bin erst um 9 in Uszice das erste Mal losgelaufen, denn nach fast 1 km merkte ich erst, dass ich die Stöcke vergessen habe. Nun fragte ich mich ob ich zurück soll oder nicht. Habe mich sehr genervt und für die Rückkehr entschieden. Leider nahm heute der Regen stetig zu. Am Mittag schüttete es wie aus Kübeln. Nur ein Nussbaum war da um etwas Schutz zu finden. Ich muss weg von der Strasse!! und konnte mit Mühe auf dem Handy eine bessere Route ausfindig machen. Ein Umweg der sich im Endeffekt gelohnt hat. Trotz Regenschutz und Rucksacküberzug war ich und mein Rucksack durchnässt. So um 3Uhr tat es auf und es hörte auf zu regnen. Wie aus dem nichts fing es aber wieder an. Habe Petrus angeschnauzt ob er ein Problem habe und 100m danach auf meinem GPS bemerkt, dass es da ein Trampelpfad durch ein Feld gibt. Bin zurück und habe den Weg genommen, fest überzeugt deshalb den Dorfladen zu verpassen, da ich damit nicht ins Dorfzentrum komme. Komisch war, dass der Regen nur 30 Sekunden ging und das ich am Ende des Feldweges zu einem Haus mit einem winzigen Laden kam. Innert 10 Sekunden habe ich das eingekauft wovon ich träumte. Brot und Wurstpastete und Guezli. Ohne den "Zufall " mit dem Regen hätte ich den Laden verpasst. Gestärkt und frohen Mutes bin ich nach einer Stunde in Roudnice nad Laber an der Elbe angekommen und habe mein Zimmer gut gefunden.
Von Roudnice bin ich heute der Elbe nach bis Leitmeriz gelaufen. Da die Elbe hier einen grossen Bogen macht, habe ich mich entschlossen diesen abzukürzen und irgendwo nördlich Sebuzin wieder zum Fluss zu gelangen. Die Idee war OK, aber die Hügel mit Höhenunerschieden von 2-300m haben mich arg an die Grenze gebracht. Nach 8:00 Uhr Abends hat es angefangen zu grollen am Himmel und mein GPS stieg im Wald aus. Es hat mir die Anweisung gegeben eine Felswand runter zu gehen. Ich habe mich verirrt und darum das Zelt aufgeschlagen. In der Nacht hat es geregnet. Jetzt bin ich im Zelt und habe kalt. Das GPS spinnt hier immer noch. Google-Maps zeigt eh nichts an. Werde quer durch den Wald nach Osten von dem Hügel runter. Dann muss ich zur Elbe kommen. Von dort laufe ich dann immer nach Norden weiter Dresden zu. Das Wetter ist kalt und windig.
Die Nacht auf dem Hügel war ok. Der Regen hat nachgelassen, aber es ist kalt und windig. Habe den Weg nun schnell gefunden und bin im Elbethal Richtung Aussig gewandert. Man die Tschechei ist sowas voller Hügel. Rauf runter, rauf runter manchmal 2-300m. Heute gegen Mittag hat es zu gemacht und bis am Abend geregnet und gewindet. Hatte den ganzen Tag kalte Hände. Genau eine Gelegenheit gab es mal bei einer Hausruhine unter zu stehen. Bin da gesessen und habe mich gefragt warum ich freiwillig diese Strapaze durchmache. Meiner Frau Daniela habe ich ein Selfie gesendet. Ihr Kommentar "du siehst schlecht aus"... trotz 3 Fieberblatern die auch noch ausgebrochen sind habe ich mich dazu gebracht einfach weiter zu gehen, soweit wie nur möglich. Jetzt nach 20:00Uhr hat mich ein Hügel ans Limit gebracht. Habe nur 10m von der Strasse bei Regen mein Zelt aufgebaut und alles darin verstaut. Jetzt bin ich eingerichtet und stelle fest, dass 200m von mir entfernt eine pension ist. Habe Daniela das am Telefon gesagt und sie versuchte mich zu überreden das Zelt abzubauen und dort ein Zimmer zu nehmen. Keine Chance es ist dunkel draussen, es regnet und stürmt und es ist eiskal und ich bin nass und liege bereits in Unterhosen im Schlafsack. Hier bin ich... und hier bleibe ich! Aber ich habe ein Stumpli zum rauchen und eine scharfe Wurst und eine ganze stange Marzipan :-) Gute Nacht...
Mir tut alles weh. Der Boden war uneben. Muss jetzt in die nassen Kleider und nassen Socken anziehen. In der Nacht musste ich meine Wanderstöcke zerlegen und die einzelnen stangen als heringe verwenden. Der Sturm war so stark ich hatte angst, das Zelt fällt zusammen. Wie Gestern richtig bemerkt, habe ich 200m von einer Pension bei Regen und Sturm im Zelt geschlafen. Das war weise, denn die Pension war zu. Zwei Typen in Militärhosen waren vor dem Haus mit Kaffeetassen in der Hand. Ich fragte ob ich einen Kaffee kaufen kann. Die antwort "closed no coffea". "Blöde Affen beide stehen mit Kaffee da" und ich bin nass von oben bis unten. Egal, ich bin den Berg hoch gewatschelt und habe Peterswald "Petrovice" nach etwa einer Stunde erreicht. Dort hat es viele Schnapsläden da man zollfrei einkaufen kann. Ist vergleichbar mit Samnaun aber viel "abgefuckter". Konnte Wasser und Proviant kaufen. Um dem Verkehr auszuweichen habe ich mich entschlossen durch die Mord-Schlucht zu gehen. War völlig alleine da unten in der Abgeschiedenheit. Hier sind alte Flucht und Schmugglerpfade. Meine GPS haben wieder versagt und ich habe mich etwas verlaufen. Hier ein Beinbruch hätte fatale Folgen. Das Gras auf den Trampelpfaden deutete darauf hin, dass hier schon lange niemand mehr durch gegangen ist. Habe die Grenzsteine D / CS gefunden. Ein kleiner bach trennt die Länder. Cool ich bin nun in Deutschland liege 18km vor Dresden im Zelt.
Habe in der Nacht arg geschlottert. Erst gegen Morgen konnte ich meinen inneren Schweinehund überwinden und raus gehen um zu "biseln" und die Regenjacke, Tuch und T-Shirt aus dem Rucksack zu grabschen und mich damit noch zusätzlich zu zu decken. Nun konnte ich endlich schlafen. Der Wecker klingelte wie immer um 07:00Uhr. Um 08:00Uhr ging ich weiter und erreichte das Ortsschild Dresden gegen Mittag. Von dort zur Frauenkirche waren es nochmals 12km. Um 14:30Uhr habe ich diese erreicht. Jetzt bin ich im Hotel Ibis 1.5km entfernt vom Zentrum. Habe mich und alle Kleider gewaschen und die Planung für das zweite Teilstück gemacht. 187km sind es von hier bis Berlin. Habe mir eine provisorische Route zurecht gelegt. Vermutlich schlafe ich jeden Tag im Zelt darum muss ich die Route so legen, dass ich oft an Dörfern vorbei komme um Wasser zu tanken. Brunnen gibt es keine und die Bäche sind trocken oder verschmutzt. Je nach Wetter und Steigungen brauche ich 3 bis 5 liter Wasser pro 24std. Bin jetzt müde, freue mich auf das weiche warme Bett und will morgen um 09:00Uhr los laufen um in ca. Einer woche am Brandenburgertor zu sein.
Habe die Nacht im Hotel Ibis in Dresden verbracht. Alles, sogar das Zelt habe ich uber Nacht ausgelegt und nun ist alles trocken. Mein Garmin GPS ist überfordert mit der Berechnung Dresden-Berlin. Darum habe ich mir eine Ortsliste geschrieben. Das ist auch ideal damit ich immer wieder Wasser kaufen und damit das Tragegewicht reduzieren kann. Ein Rucksack kann nach 8 Stunden schon etwas weh tun. Heute laufe ich nur mit 1.5lt Wasser los und werde in Moritzburg einkaufen. Essen für die Nacht im Zelt und Essen für Sonntag. Freue mich nun auf ein wahrscheinlich letztes Frühstück bis Berlin und werde den Kaffee doppelt geniessen. Bin heute gut voran gekommen auf tollen Wegen. Moritzburg ist ein schönes Dorf mit einer grossen Burg. Um voran zu kommen bin ich nicht in die Burg gegangen. Ist auch eher touristisch, was mir nicht so liegt. Bin heute bis 20:00Uhr gelaufen und habe in einem Wäldchen mein Zelt aufgestellt. Esse jetzt eine fast rohe Wurst (fehlkauf) und werde wohl bald einschlafen. Morgen möchte ich wieder 30km näher an Berlin kommen. Im Moment sind es noch 158km.
Um 07:00Uhr bin ich aus dem Zelt gekrochen. Die Mücken sind etwas lästig. Beim erledigen meines Geschäftes im Wald, haben mich sicher 10 Mücken in den Hintern gepickst. Grins. Das nächste Dorf wo ich durch komme ist Plessa und ist 26km weg. Dort kriege ich sicher Wasser. Jetzt ist es Abend 18:30Uhr. Bin im schönen Plessa angekommen. Leider gibt es hier nicht so viele Feldwege und viele kleine Strassen haben einen Hartbelag. Wo immer möglich habe ich das GPS übertölpelt und bin durch Wiesen und Wälder gelaufen was aber zur Folge hat, dass man etwas weiter läuft. Etwas Ärger hatte ich mit zwei Frauen, weil ich in einem Friedhof Wasser nachgefüllt habe. Bin am Landhaus Plessa vorbei gekommen und sie haben ein Zimmer, was ich gerne nehme. 45 EUR ist OK. Der Tag war sonnig und leicht windig. Ideales Wander Wetter.
Von Plessa bin ich heute nach Doberluk-Kirchhain gelaufen. Praktisch den ganzen Tag war ich im Wald auf wunderschönen Wegen unterwegs. Zwei Ringelnattern kreuzten meinen Weg. Leider zu schnell um ein Foto machen zu können. Ein Fuchs war gar nicht scheu und watschelte längere Zeit nur 100m vor mir her. Die Füchse haben Junge. Man hört sie spielen und bellen. Als ich eine Abkürzung durch unwegsames Gelände machte kam ich an eine Mauer mit Stacheldraht. Ich weiss nicht ob es ein Ueberbleibsel der Mauer ist. Habe auch einige Bunker und zerfallene Gebäude entdeckt. Sieht sehr Militärisch aus. Der Landesteil wo ich jetzt bin heisst Brandenburg. Hat Spass gemacht hier im Wald zu stöbern. Eigentlich wollte ich heute näher als 100km an Berlin kommen. Habe es leider nicht ganz geschafft und mein Zelt noch vor dem eindunkeln an einem idealen Ort aufgestellt. Nun habe ich eben einen Landjäger mit Brot und etwas Schokolade verdrückt. Im Zelt fühle ich mich sehr wohl. Ich freue mich auf den morgigen Tag.
In der Nacht so um 03:00Uhr fing es an zu tropfen. Ich liebe es im Zelt zu liegen wenn es regnet. Wenn ein Zelt dicht ist, macht es doppelt Spass. Heute bin ich stundenlang nordwärts durch riesige Wälder gelaufen. Eine alte Frau bat ich um Wasser. Sie hat von den alten DDR Zeiten erzählt und meinte es wäre eine gute Zeit gewesen, sie hätten alles gehabt. Jetzt ist es schon 18:00Uhr. Ich habe die Route ändern müssen und laufe Richtung Golssen. Dort weiss ich, dass es einen Laden hat. Es sind noch 20km bis dort, heute schaffe ich das nicht mehr. Ich habe noch ein Stück Brot und einen halben Landjäger. Im Moment mache ich Pause bei einer Windfarm. Sicher 100 grosse Tourbinen drehen hier. An einer Tourbinentüre habe ich mein Zelt angebunden. Es flattert im Wind und ist schon fast trocken :-) Gleich packe ich zusammen und laufe noch bis es eindunkelt und stelle dann das Zelt auf. In Golssen freue ich mich auf eine Tasse Kaffee und was Süsses. Da am Donnerstag in Deutschland ein Feiertag ist und ich abseits durch Wälder nach Berlin laufe, muss ich den Einkauf gut planen. Freue mich auf die morgige Routenplanung und wieder auf einen erlebnisreichen Tag. Ich bin noch ca. 72km von Berlin entfernt gem. Google Maps.
Bin eben aufgewacht und habe etwas Hunger. Zum Glück habe ich noch genügend Wasser und ich bin sicher in 14.3km zu einem Geschäft zu kommen. Somit ist das halb so wild. Ich habe Glück, das Zelt ist völlig trocken, kein Regen und kein Tau. Ich erstelle nun meine Packung und laufe los. Jeder Schritt ist ein Schritt näher an Berlin. Heute bin ich durch wunderbare Wälder gelaufen. Teilweise sehr abgelegene oder auch verbotene Wege, konnte auch wie angenommen einkaufen und Kaffee trinken :-) Nun bin ich etwas nördlich von Zesch am See. Es sind gem. GPS nur noch 57km bis zum Brandenburger Tor. Ein Zimmer habe ich keines und schlafe die dritte Nacht hintereinander im Zelt. Ich schlafe gerne im Wald da hier der Boden schön weich ist. Morgen will ich früh raus und möglichst viele km machen :-) Freue mich auf die morgigen Erlebnisse...
Das Vogel gezwitscher und ein lustiger Traum (Däni mit Hund in Afrika Somalia (muss ich mir merken)) hat mich aus dem Schlaf geholt. Muss jetzt noch lachen :-) Die Nacht war Sternen klar und heute Morgen ist es frisch. Muss gleich in die kalten, feuchten Kleider steigen. Ist wie ein Sprung ins kalte Wasser. Mein Ziel heute ist die Distanz zum Brandenburger Tor von jetzt 57km auf 25km schrumpfen zu lassen. Heute wird es arg heiss werden. Da Auffahrt ist werde ich keinen Laden finden. Mein Wasservorrat is 2.5 lt. etwas knapp aber je näher ich nun an Berlin komme, umso mehr Häuser wird es geben wo ich fragen kann. Stresst mich darum nicht sehr. Habe mich mehrmals der Routen Angabe meine GPS widersetzt und habe Abkürzungen der Bahnlinie entlang oder durch Wald und Felder gemacht. Einmal musste ich umdrehen da es so sumpfig wurde, dass ich echt Angst hatte stecken zu bleiben. Ich rede manchmal mit meinen verstorbenen ( Schwester, Vater und Mutter) wenn es mir grad nicht so gut geht. Als ich auf einen riesigen Feld durch Wassergräben ganz doof eingeschlossen war, war das auch wieder mal der Fall. Was mich dann doch arg verwunderte, war als ich mich entschloss statt Nordwärts nach Westen einen Ausweg aus dem Irrgarten zu finden, lagen da am Feldrand 3 frische voll feine saftige Äpfel. Total abseits der Strasse und kein Mensch weit und breit. Spezieller Zufall. Es ist jetzt Abend 20:00Uhr, bin wie geplant ganz gut voran gekommen. Bin in ein Waldstück gegangen und habe mein Zelt noch vor Eindunkeln aufgestellt. Der letzte Apfel mit Brot war lecker... In der Nacht so um 01:00Uhr war ein grösseres Tier nahe an meinem Zelt. Es hat irgendwie ein tief bellendes komisches Geräusch gemacht und es hat den Anschein gemacht, es wolle mich verteiben. Das Teil schien ärgerlich zu sein. Ich habe mein Handy angeworfen um es zu fotografieren. Der Sound hat es erschreckt und es ist weggerannt. Da ich nicht sehr ängstlich bin und Wanderstöcke eine gute Waffe sind, bin ich bald wieder eingeschlafen.
Das Tier letzte Nacht könnte ein Wildschwein gewesen sein, denn der Boden war aufgerissen. Das Gebelle passte aber nicht. Ein Fuchs bellt ganz anders und ein Wolf war es auch nicht weil ich meine ein galoppieren gehört zu haben. Egal :-) He heute komme ich nach Berlin....und da freue ich mich drauf. Die Wanderung durch die Stadt war sehr schön. Kaum Teer und viel Grün bis hin zum Brandenburger Tor. Bin erst um 17:00Uhr dort angekommen, da ich noch länger mit einem Manisch depressiven Jakobs-Wanderer gesprochen habe. Er will mit Turnschuhen bis Nürnberg, ist 135kg schwer und sein Gepäck ist 15kg. Ein Zelt hat er keines dafür eine selbst aufblasende Matraze. Er möchte mit der Anstrengung Ordnung im Kopf bekommen. Also ich habe nach Wanderungen eher Unordnung im Kopf und bin voller Ideen, wenn ich heim komme.... Dann habe ich noch Benjamin getroffen. Er hat mir das mit der Mauer erklärt und wir haben über "Kleider machen Leute" gesprochen. Er ist auch Informatiker. Die Ankunft am Brandenburger Tor war nicht so aufwühlend wie die Ankunft am Eifelturm. Brauchte aber schon eine kurze Auszeit um es zu verarbeiten. Nun bin im Hotel Quentin und bleibe am Samstag noch in Berlin. Am Sonntag gehe ich früh los. Ziel Ostsee.... Bin gespannt was ich auf dem letzten Drittel meiner Reise erleben werde. Nun freue ich mich auf Berlin.
Nachtrag: Wenn man im Youtube: "Bellen Rehbock" eingibt, hört man das harmlose Tier, welches mich mitten in der Nacht geweckt hat.
Pause in Berlin :-)
Gestern hat mir meine Frau Daniela am Telefon gesagt, sie würde an meiner Stelle doch statt Rostock oder Stettin nach Usedom wandern. Habe mich mit der Idee befasst und mich rasch dafür entschieden. Heute bin ich um 09:00Uhr zuerst wieder zum Brandenburger Tor gelaufen und habe von dort aus mit Kurs Nord-Ost angefangen das riesige Berlin zu durchwandern. Am Bundestag vorbei, konnte ich oft an Flüssen entlang bequem durch die Stadt laufen. Bin an weiteren Mauerresten vorbei gekommen was sehr spannend war. Nach einer Laufzeit von 4 Std. habe ich die letzten Häuser hinter mir gelassen und bin durch Feld und Wald bis kurz vor Wandlitz gelaufen. Mein Wasserbedarf habe ich knapp kalkuliert und lief mal auf dem Trockenen was sehr hart ist. Habe zum Glück eine Wasserstelle gefunden. In einem schönen Buchenwald habe ich mein Zelt aufgeschlagen und mein Abendessen Brot und Snickers genossen.
Nun weiss ich welches Tier ein bellendes Geräusch macht. Diese Nacht hatte ich wieder Besuch von einem Rehbock. In Youtube kann man sich das anhören (bellen Rehbock). Ein Händeklatschen genügt um ihn zu vertreiben. Die Nacht war extrem warm, nun laufe ich zuerst Richtung Ortszentrum um Wasser und was zu Essen zu kaufen und plane dann den Weg Richtung Usedom. Nur unweit von meiner Zeltstelle habe ich einen Lidl gefunden und konnte genüsslich eine grosse Tasse Kaffee trinken. Da es heute heiss wird habe ich mich für eine Waldroute entschieden. Diese ist zwar länger aber ich nehm das in Kauf. Gegen Abend bin ich in einer Ortschaft, 36km südlich Templin vorbei gekommen. Hier konnte ich Wasser kaufen und bin noch 6km weiter gelaufen. Bin an einem Weiler vorbei gekommen der Falkenhorst heisst, so wie mein Wohnort. Nun liege ich im Zelt und bin müde. Die 32 Grad heute haben mich geschlaucht :-) Draussen frischt der Wind auf und es grollt. Möglicherweise kommt ein Gewitter. Hoffe blos das Zelt hält, denn der Boden ist ganz sandig und die Heringe halten schlecht. Mit meiner Frau habe ich telefoniert und wir haben gemeinsam ein Zimmer in Templin gebucht. Ich bin hier am Arsch der Welt und habe kein Internet. Morgen will ich früh los und zeitig in Templin ankommen. 30km ist eine ganz schöne Strecke. Ich brauche etwa 8 Std. Laufzeit. Freue mich auf den Tag.
In der Nacht hat es leicht geregnet. Das Vogel gezwitscher und die ersten Sonnenstrahlen haben mich geweckt. Damit ich heute zeitig in Templin ankomme, laufe ich früh los. Ich habe 6 Stck. 0.5lt Flaschen Wasser, d.h. pro 5km kann ich eine Flasche trinken. Damit reduziert sich auch das Tragegewicht dauernd. Gestern ist mir aufgefallen, dass ich wie ein alter Gaul laufe. Heute habe ich mir vorgenommen etwas zügiger zu gehen. Die meiste Zeit werde ich im Wald unterwegs sein. Die Wälder hier haben ganz andere Dimensionen als Schweizer Wälder. So nun muss ich aber Gas geben und packen. Mein Frühstück besteht aus Brot und einem saftigen Apfel. Der Wandertag heute war streng, viel Wald und weicher sandiger Boden. Das Gebiet hier liegt bis 90m unter dem Meeresspiegel. Vor langer Zeit war hier sicher mal Meer darum der viele Sand. Heute ist wieder ein Fuchs vor mir längere Zeit gelaufen. Ich habe möglichst wenig Geräusche gemacht. Weiter sah ich Rehe, Hasen und Blindschleichen die sich Sonten. Bin um 17:00Uhr in meiner Pension die etwa 900m ausserhalb vom Dorf Teplin liegt, angekommen. Leider war niemand da :( Daniela hat für mich das Zimmer gebucht und übersehen, dass im Bestätigungsmail das Schlüsseldepot ersichtlich ist. Das Mail kam 12 Std. nach der Buchung erst. Das führte zu etwas Ärger auf meiner Seite, weil ich mich so auf eine Dusche freue. Hat nun doch noch geklappt. Mein Zimmer ist klein aber fein. Habe gewaschen und meine schmerzenden Füsse behandelt. Nun sitze ich draussen an der Sonne mit einem Zigarillo und einem Budweiser. Was gibt es schöneres :-) ich plane nun noch den morgigen Tag. Der Wetterbericht meldet 32 Grad. Ich werde, wenn es auch viel weiter ist eine Waldroute planen. Ich geniesse meine Freiheit sehr...
Ich bin zeitlos geworden. Ohne Tagebuch hätte ich Mühe zu eruieren welcher Wochentag wir haben, geschweige denn vom Datum. Zum Glück gibt es 22km von hier eine Ortschaft Boitzenburger. Dort kann ich Wasser kaufen. Somit brauche ich nur 4 Wasserflaschen zu füllen und brauche nichts an Esswaren mit zu schleppen. Für meinen "bösen" Fuss ist das ein Vorteil. Freue mich sehr auf den heutigen Tag. Weil ich Strassen meiden wollte und es 32 Grad heiss war, bin ich einen markant weiteren Weg gelaufen um oft im Wald zu sein. 10km vor Boizenburg habe ich mich für 40Min. Schlafen gelegt, in der Annahme ich hätte alle Zeit der Welt weil der EDKA sicher bis 20:00offen hat. Kaum 10 Min. geschlafen kam ein leicht betrunkener alter Mann zu mir und hat sich neben mich gesetzt. Er hatte nur noch ein Zahn und redete ein Dialekt fast wie Plattdeutsch. Schriftdeutsch konnte er fast nicht. Er hat mir den Rucksack vollgesabert.... Er fragte mich stolz, was ich glaube wie alt er sei. Ich dachte 80, sagte aber das ich keine Ahnung habe. Er ist 62, also nur 4 Jahre älter als ich. Krass. Er erzählte mir von seiner Freundin die einfach weg war, als er nach 2 Jahren aus dem Gefängis kam und hatte Tränen in den Augen. Weil er arg aufdringlich war packte ich meine Sachen und ging weiter. Nur 300m stand schon der nächste neben mir und lud mich ein. Mann wo bin ich hier gelandet. Bin weiter bis 4km vor Boitzendorf und habe in Google maps geschaut wo ich den Laden finde. Google meldet: Der Laden schliesst um 18:00Uhr, nächste Einkaufsmöglichkeit in 32km!! Nur mit rennen schaffte ich es noch den Laden zu erreichen um Wasser und Essen zu kaufen. 17:58Uhr stand ich an der Kasse. Glück gehabt. Ohne den "alten" Mann hätte ich den Laden verpasst, was bitter gewesen wäre. Nach dem Einkauf bin ich weiter gelaufen Richtung Strasburg und habe vor dem Eindunkeln in einem Buchewald mein Zelt aufgeschlagen und Tomatenbrot gegessen. Mmmmh fein..... Vorallem der Dessert "Spritzkuchen" :-)
Habe gut geschlafen auf dem Blätterboden. Um 06:00Uhr klingelte mein Wecker. Nun ist es schon 08:00Uhr und ich gehe jetzt los. Heute wird es wieder heiss werden. Bis Strasburg sind es 32km. Wenn nicht ein "Wunder" geschieht schlafe ich heute Abend wieder im Zelt. Auf jeden Fall werde ich in Strasburg Wasser bekommen. Dort hat es einen REWE. Bin gespannt was ich heute erleben werde. Der heutige Tag war sehr heiss. Leider musste ich längere Zeit auf geteerten Velostrassen laufen, was für die Füsse eine Qual ist. Bin an vielen Seen vorbei gekommen was bedeutet, dass es auch viele Mücken hat. Zun Glück hassen sie den Geschmack meines Deo-Rollers. Darum habe ich mich damit eingestrichen. Nun stinke ich wie eine indische Tempelhure :-) aber es wirkt. Die Gegend ist nicht flach und oft kommt es vor, dass Wege gesperrt sind weil sie durch eine Weide mit Mutterkühn und Stier gehen. Da rein zu gehen ist lebensgefährlich. Am späteren Nachmittag gab es im Geschäft noch eine Kriese bei der ich telefonisch helfen musste. Genau zu dem Zeitpunkt fing es an zu gewittern. Wegen der Verzögerung die entstand war ich stinke sauer. Meine Frau hat für mich gegoogelt und mitgeteilt, das es ein Zimmer in Strasburg gebe. Habe mich zwischen Büsche gezwängt und dort bei Blitz und Donner angerufen und konnte buchen. Der Tag war gerettet. Nach 19:00Uhr kam ich wie eine Moorleiche aussehend aus dem Wald und nach Strasburg. In Pfützen machte ich mich sauber...Beim ersten Tankstellenshop kaufte ich mir Zigarillos und eine Dose Bier und bin noch vor 20:00Uhr im Zimmer angekommen. Der Tag war streng und turbulent und wird mir in guter Erinnerung bleiben.
Wenn gestern nicht mein " Wunder " geschehen wäre, wäre die Nacht hart gewesen. Es regnete wie aus Kübeln. Nun aber verbrachte ich die Nacht in einem feinen Zimmer und konnte alle Kleider waschen und habe sie trocken gebracht über Nacht. Musste dazu aber heizen ;) Da ich auf der direkten Route nach Usedom 60km keine Einkaufsmöglichkeit habe, laufe ich einen Umweg über Ferdinandshof. Der Weg bis Ferdinandshof war extrem schön. Tolle Felder und Wälder. Der Weg führte über das Gebirge von Vorpommen. Höhe der Hügel nur so bis 120m somit fast flach. Bin nach 18:00Uhr erst angekommen und konnte Wasser und Brot einkaufen. Bin noch einige km Richtung Usedom gelaufen und habe das Zelt kurz vor Sonnenuntergang aufgestellt. Habe es rot markiert, damit der Bauer mich sieht falls er das Feld mähen sollte. Nun drinke ich eine Dose Pils und esse ein Käsebrot. Den Wecker habe ich auf 05:01 gestellt. Vermutlich wird es morgen heiss werden. Der Tag heute war toll und ich bin jetzt echt Müde.
Die Nacht auf der Wiese war bequem. Enorm wie viele Tiere sich hier nachts tummeln. Früh bin ich los und habe rasch die letzten Hügel bezwungen. Den ganzen Tag war ich überzeugt, dass ich nur zur Anklamer Fähre laufen muss und ich mit dieser bequem auf die Insel Usedom komme. 6km vor dem Ort war da ein privates Radfahrer-Kaffee. Da trank ich was und verdrückte einen Kuchen. Der Wirtin fragte ich nach dem Fahrtakt der Fähre. Ihre Antwort: "da fährt kene der Fährmann is gestorben". Schock hoch Drei ! Wie komme ich auf die Insel ohne Auto? Zur Brücke hoch gehen, unmöglich da zu weit...... Die Frau hat mir den Tipp gegen ich soll doch mal zu Fähre gehen. Da gäbe es "nen ollen" der das Boot steuern kann, wenn ich den finde, fährt er mich vielleicht rüber. Ich fragte nach dem schnellsten Weg. Den hat sie mir nicht verraten, da ich sonst als Moorleiche in 2000 Jahren gefunden werde :) Mein GPS hat einen super Weg gefunden. Nach 1.5 Std. war ich dort. Eine Frau und ein Mann in Gummistiefeln kamen vom Sumpf her. Ich fragte nach dem "ollen". Sie brachten mich zu ihm. Yeah er fährt mich! aber erst muss er noch fertig mähen. Eine Stunde später kam er daher und brachte mich und einen Radfahrer der auch frustriert war rüber. Die See war wellig, die Fähre ist ein Boot Baujahr 1960, welches Platz für 2 Velos und 3 Leute hat. Der Zweizylinder-Diesel sprang nach einigen Versuchen an. In schwarzem Rauch gehüllt fuhren wir los. Nach 20 Minuten kamen wir auf der anderen Seite an. Nach drei Versuchen gelang es ihm das Boot so an den Steg zu bringen, dass ich es anbinden konnte. Damit "habe ich" nebst der Landarzt Prüfung nun auch noch die Bootsfahrer Prüfung bestanden. Ich warf meinen Rucksack auf den Steg und kletterte auf die ersehnte Insel Usedom. Mein GPS gab mir bis zur Ostseeküste eine Distanz von fast 40 km an. Darum musste ich noch km machen. Um km zu sparen entschied ich mich einer Schnellstrasse zu folgen, was ich zwar hasse aber ich sparte mir damit 8km. Zum Glück bauen sie gerade einen Veloweg von Usedom bis weit hoch, fast bis nach Heringsdorf. Auf diesem sandigen Weg lief ich noch 10km bis ich nicht mehr konnte. Um 22:00Uhr telefonierte ich noch mit Daniela. Bei mir war es noch so hell, das man draussen lesen konnte und in der Schweiz war es schon dunkel. Krass wie weit ich gelaufen bin :-) Der Boden im Wald war uneben. Nur gebogen wie ein Baby im Bauch der Mutter konnte ich liegen. "Ich mag nicht mehr das Zelt verschieben. Hoffentlich klemme ich mir nicht einen Nerv ein", dachte ich.
Um 05:01 weckte mich der Standard-Ton meines Huawei-Handys, das einzige Gerät, welches nach rund 1400km in der Hosentasche, und x-maligem nass werden und zerkratzter schmieriger Scheibe immer noch funktioniert. Was mich grad arg erstaunt, mir tut nichts weh. So gut und bequem habe ich noch nie im Zelt geschlafen. So, nun aufräumen, sämtliche Käfer und Ameisen noch aus dem Zelt frei lassen und dann nix wie los ans Meer...Über Stock und Stein und viele Hügel, habe ich Kurs Ostsee genommen. Nach einigen Stunden sah ich weit entfernt eine Windmühle. Da muss ich hin, denn ich liebe Mühlen. Dort angekommen stand mir der Mund offen. Heute ist Deutschland Mühlentag, der Müller, leider nicht mehr am Leben hiess Benz. Es war jemand dort der sagte man darf nur in Begleitung am Nachmittag in die Windmühle. Ich erzählte ihm, dass ich gelernter Mühlenbauer bin und zu Fuss von der Schweiz komme. Er sagte nur: "Los rein in die Mühle" du bist frei :-) Wow ich alleine in einer Windmühle! Ein Hochgenuss alles zu öffnen was sich öffnen liess und alles zu bestaunen und zu untersuchen. Ein Glückstag in meinem Leben. Als ich ging drückte der Mann (ein Töpferer) mir die Hand und sagte er ziehe den Hut vor mir. Irgenwie nett. Nachdem er mir noch etwas über sich und seine Wanderungen in der DDR erzählt hat und mir berichtet hat wie die Leute Metallteile der Mühle vergraben mussten, dass diese nicht beschlagnahmt und eingeschmolzen werden konnten, zog ich den Hut vor ihm. Ach übrigens, zur Radfahrer-Kaffee Stube muss ich nochmals hin, da ich meinen Hut dort liegen gelassen habe :-(.... Nur noch 8km trennen mich von der Ostsee. Mehrheitlich durch Feld und Wald bin ich gegen Mittag in Bansin bei Heringsdorch ans Meer gekommen. Mit Tränen in den Augen stand ich in voller Wander-Montur am Strand. Rund um mich rot geröstete Urlauber in Strandkörben. Genau so habe ich mir das tolle Ende meiner langen Wanderung "Wald AR - Prag - Dresden - Berlin - Usedom - Ostsee" vorgestellt.
Ich bin glücklich und dankbar, dass ich nun schon vier Meere zu Fuss erreichen konnte.